Die Berliner Verkehrswende stockt an einer Straßenbahnlinie in Lichtenberg. Etwa 130 Bäume sollen für die geplante Tram-Verlängerung gefällt werden – ein Konflikt, der die Bezirkspolitik spaltet. Umweltverbände und die Grünen-Fraktion warnen vor dem Verlust wertvoller Stadtbäume, während Befürworter des Projekts auf die klimafreundlichen Vorteile des öffentlichen Nahverkehrs verweisen.
Bereits seit fünf Jahren ziehen sich die Planungen für die Verlängerung der Straßenbahnlinie M17 vom S-Bahnhof Schöneweide nach Adlershof. Jetzt könnten die Bagger anrollen. Der SPD-Bezirksstadtrat Kevin Hönicke betont: «Wir brauchen beides – Bäume und öffentlichen Nahverkehr für den Klimaschutz.» Ein Dilemma, das ich immer häufiger in meiner Berichterstattung beobachte.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben nach eigenen Angaben bereits Ersatzpflanzungen für die gefällten Bäume zugesichert. Doch der BUND Berlin kritisiert das Vorhaben scharf. «Junge Bäume können die ökologischen Funktionen der alten nicht sofort ersetzen«, erklärt Umweltexperte Tilmann Heuser.
Während meiner Recherche vor Ort bemerkte ich, wie emotional das Thema die Anwohner bewegt. «Die Bäume spenden uns im Sommer Schatten und filtern die Luft», sagt die 67-jährige Anwohnerin Helga Schröder. «Aber mein Enkel müsste mit besseren Verkehrsverbindungen nicht mehr so lange zur Schule fahren.»
Der Fall zeigt exemplarisch, wie komplex die Umsetzung der Verkehrswende in der Praxis ist. Andere deutsche Städte stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Während die Politik über den richtigen Weg streitet, bleibt die Frage: Wie viel Natur dürfen wir für den Klimaschutz opfern? Eine Antwort, die jede Stadtgesellschaft für sich finden muss.