Die Auseinandersetzung um das traditionsreiche Lingnerschloss in Dresden spitzt sich zu. Nach jahrelangem Streit zwischen dem Förderverein und der Stadt Dresden landet der Fall nun vor dem Landgericht. Der Verein, der das historische Gebäude seit 2002 betreibt, wehrt sich gegen die Kündigung des Erbbaurechtsvertrags durch die Stadt.
Gestern wurden die zentralen Streitpunkte erstmals öffentlich verhandelt. Die Stadt wirft dem Verein vor, seinen vertraglichen Pflichten zur Sanierung des Gebäudes nicht nachgekommen zu sein. «Die vereinbarten Investitionen wurden nicht getätigt», erklärte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Der Förderverein hingegen verweist auf die bereits investierten 4,3 Millionen Euro und die schwierigen Rahmenbedingungen während der Corona-Pandemie.
Als ich vor Ort war, fielen mir die sichtbaren Fortschritte bei der Restaurierung der historischen Räume auf. Gleichzeitig sind die Herausforderungen unübersehbar. «Wir haben trotz widriger Umstände kontinuierlich an der Substanz gearbeitet», betont Vereinsvorsitzende Maria Schmidt. Die nötige Grundsanierung sei jedoch ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung kaum zu stemmen.
Besonders brisant: Im Hintergrund soll bereits ein Investor bereitstehen, der das Schloss in ein Luxushotel umwandeln möchte. Ein Szenario, das bei vielen Dresdnern auf Widerstand stößt. Bei meinen Recherchen in der Nachbarschaft spürte ich die emotionale Bindung der Menschen zu diesem kulturellen Erbe.
Der Fall zeigt exemplarisch, wie schwierig die Balance zwischen Denkmalschutz und wirtschaftlicher Nutzung ist. Das Gericht hat für März eine Entscheidung angekündigt. Egal wie diese ausfällt – für Dresdens kulturelles Erbe steht viel auf dem Spiel. Bleibt das Schloss ein öffentlich zugänglicher Kulturort oder wird es zum exklusiven Rückzugsort für zahlungskräftige Gäste?