Berlins Innensenatorin Iris Spranger hat heute den Startschuss für das digitale Einbürgerungsverfahren gegeben. Ab sofort können Ausländerinnen und Ausländer, die seit mindestens acht Jahren rechtmäßig in Deutschland leben, ihren Antrag auf Einbürgerung online stellen. «Wir wollen die Verfahren beschleunigen und modernisieren», erklärte Spranger bei der Präsentation im Roten Rathaus. Im vergangenen Jahr wurden in Berlin rund 10.000 Menschen eingebürgert – so viele wie nie zuvor.
Das neue Verfahren soll die Wartezeiten deutlich verkürzen. Bisher mussten Antragstellende oft bis zu zwei Jahre auf ihre Einbürgerung warten. Die Unterlagen können nun digital hochgeladen werden, was die Bearbeitungszeit verkürzen soll. Datenschutzbedenken, die im Vorfeld geäußert wurden, hält Spranger für ausgeräumt: «Alle Daten werden auf deutschen Servern gespeichert und nach höchsten Sicherheitsstandards verschlüsselt.»
Bereits in der Testphase haben 200 Personen ihre Anträge digital eingereicht. Eine von ihnen ist Alina Nowak aus Polen. «Ich habe den Antrag abends nach der Arbeit ausgefüllt, das war sehr praktisch», berichtet sie. Die 35-jährige Informatikerin lebt seit zehn Jahren in Berlin und hat den deutschen Pass jetzt beantragt.
Die Bezirksämter bleiben dennoch gefordert. «Die persönliche Vorsprache zur Identitätsprüfung ist weiterhin notwendig», erklärt Bezirksstadtrat Oliver Nöll. Bei meinem Besuch im Einbürgerungsbüro Neukölln sah ich lange Schlangen – ein Zeichen, dass die Digitalisierung allein nicht alle Probleme löst.
Die Initiative kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt. Seit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts im Juni können Ausländer schon nach fünf Jahren einen deutschen Pass beantragen. Experten rechnen mit steigenden Antragszahlen. Berlin geht als erstes Bundesland diesen digitalen Weg – andere könnten folgen. Was bleibt, ist die Frage: Reicht Technik allein, um den wachsenden Berg an Anträgen zu bewältigen?