Als ich gestern durch Berlin-Weißensee lief, war die Stimmung vor den Werkstoren von Aristo spürbar angespannt. Der Pharmahersteller hat nun offiziell verkündet, was viele bereits befürchteten: Das Unternehmen schließt seine beiden Berliner Standorte. 245 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze, wie die Geschäftsführung am Mittwoch mitteilte.
Die Schließung betrifft sowohl die Produktionsstätte in Weißensee als auch den Verwaltungssitz in Charlottenburg. Eine Entscheidung, die viele Beschäftigte trifft, die seit Jahrzehnten für das Unternehmen arbeiten. «Die Nachricht hat uns wie ein Schlag getroffen», erzählt mir eine Mitarbeiterin, die seit 22 Jahren bei Aristo beschäftigt ist und anonym bleiben möchte.
Der Mutterkonzern Aristo Pharma Gruppe begründet den Schritt mit wirtschaftlichen Zwängen. «Die Produktion am Standort Berlin ist nicht mehr wettbewerbsfähig», erklärt Geschäftsführer Dr. Hans-Georg Herbert. Die steigenden Energie- und Rohstoffkosten hätten zusammen mit dem Preisdruck im Gesundheitswesen zu dieser Entscheidung geführt.
In Gesprächen mit Betroffenen wird deutlich: Viele hatten gehofft, dass der traditionsreiche Standort gerettet werden könnte. Aristo gehört zu den ältesten Pharmaunternehmen Berlins mit einer Geschichte, die bis in die 1920er Jahre zurückreicht. In den vergangenen Jahren produzierte das Werk vor allem Generika – also Nachahmermedikamente.
Die Gewerkschaft IG BCE kritisiert die Entscheidung scharf. «Hier wird ein funktionierender Betrieb geschlossen, nur um die Rendite zu optimieren», sagt Bezirksleiter Rolf Erler. Die Produktion soll künftig in anderen europäischen Werken der Unternehmensgruppe stattfinden.
Für Berlin bedeutet die Schließung einen weiteren Verlust industrieller Arbeitsplätze. Bleibt die Frage: Wie viele solcher Standorte kann sich die Hauptstadt noch leisten zu verlieren? Die Suche nach Antworten hat gerade erst begonnen.