In einer emotionalen Stadtratssitzung verabschiedete sich gestern Jochen von Allwörden nach 30 Jahren aus der Rendsburger Kommunalpolitik. Der 79-jährige CDU-Politiker prägte drei Jahrzehnte lang das Stadtbild und die politische Landschaft der Kanalstadt. Seit 1994 saß er im Rat, war zeitweise Fraktionsvorsitzender und Bürgervorsteher. Eine beeindruckende Zahl: In über 1.000 Sitzungen hat von Allwörden die Geschicke Rendsburgs mitbestimmt.
«Ich blicke mit Dankbarkeit auf diese Zeit zurück», sagte von Allwörden sichtlich bewegt bei seiner Abschiedsrede im vollbesetzten Ratssaal. Die Stadtvertreter aller Fraktionen erhoben sich zu stehenden Ovationen. Besonders sein Engagement für die Stadtentwicklung und sein ausgleichendes Wesen wurden von allen Seiten gewürdigt. Bürgermeisterin Janet Sönnichsen überreichte ihm die Ehrennadel der Stadt.
Als ich von Allwörden vor einigen Jahren für eine Reportage begleitete, beeindruckte mich sein Detailwissen über jeden Winkel Rendsburgs. «Die Stadt ist wie ein lebendiger Organismus, man muss ihr zuhören können», erklärte er mir damals auf einem Spaziergang durch die Altstadt. Diese Bürgernähe machte ihn über Parteigrenzen hinweg beliebt.
Seine politischen Erfolge sind im Stadtbild sichtbar: Die Neugestaltung der Innenstadt, die Modernisierung des Kulturforums und sein Einsatz für den Erhalt des historischen Stadtparks gehen maßgeblich auf sein Konto. Auch bei kontroversen Themen wie der Umgestaltung des Schiffbrückenplatzes suchte er stets den Kompromiss.
Der Ruhestand bedeutet für von Allwörden keineswegs Stillstand. «Jetzt habe ich endlich Zeit für meine sechs Enkelkinder und meinen Garten», schmunzelte er. Die Lücke, die er im Stadtrat hinterlässt, wird dennoch spürbar sein. Seine Nachfolgerin Monika Ehlers steht bereits in den Startlöchern. Wie sein politisches Erbe weitergeführt wird, bleibt eine der spannenden Fragen für Rendsburgs Zukunft.