Vor den Toren Hamburgs spitzt sich ein Konflikt zu, der für ganz Schleswig-Holstein Bedeutung hat. In Reinbek haben gestern mehr als 200 Menschen gegen den geplanten Bau eines Logistikzentrums demonstriert. Der Investor verspricht 300 neue Arbeitsplätze, doch die Anwohner befürchten mehr Verkehr und Lärm in ihrer bisher ruhigen Wohngegend. Laut einer aktuellen Umfrage der Gemeinde lehnen 73 Prozent der Bürger das Projekt ab.
Die Proteste zeigen, wie schwierig der Balanceakt zwischen Wirtschaftsförderung und Lebensqualität geworden ist. «Wir brauchen Arbeitsplätze, aber nicht um jeden Preis», erklärt Bürgermeisterin Martina Berg. Der Investor hingegen betont die wirtschaftlichen Vorteile: «Dieses Zentrum bringt nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Steuereinnahmen für die Gemeinde.»
Was in Reinbek passiert, beobachte ich seit Jahren in vielen Gemeinden Schleswig-Holsteins. Die Kommunen stehen unter Druck, Gewerbe anzusiedeln, während gleichzeitig der Widerstand der Bevölkerung wächst. Besonders problematisch: Die geplante Fläche grenzt an ein Naturschutzgebiet, das als grüne Lunge für die Region gilt.
Im Gemeinderat zeichnet sich bereits eine knappe Mehrheit für das Projekt ab. Die Bürgerinitiative «Reinbek bleibt grün» hat jedoch angekündigt, einen Bürgerentscheid zu beantragen. Eine Entscheidung wird für März erwartet.
Was in Reinbek auf dem Spiel steht, ist mehr als nur ein einzelnes Bauprojekt. Es geht um die Frage, wie wir künftig leben wollen und wer darüber entscheidet. Oder wie eine Demonstrantin es gestern auf den Punkt brachte: «Wir lieben unsere Heimat. Und wir werden nicht schweigen, wenn sie verkauft wird.»
Mehr Informationen zur Bürgerinitiative gibt es auf der Website der Gemeinde Reinbek.