Die lange Ungewissheit für tausende Stahlarbeiter in Duisburg hat ein vorläufiges Ende. Nach monatelangen, teils hitzigen Verhandlungen haben sich Thyssenkrupp Steel und die IG Metall auf einen Kompromiss geeinigt. Der Konzern wollte ursprünglich 5.000 der 27.000 Arbeitsplätze streichen – nun werden es deutlich weniger.
Gestern Nacht kam die Einigung: 3.000 Stellen werden in den kommenden Jahren abgebaut, die meisten über Vorruhestandsregelungen. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2032 ausgeschlossen. «Wir haben hart gerungen, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen», sagte Knut Giesler, Verhandlungsführer der IG Metall.
Die Vereinbarung folgt auf heftige Proteste. Mehrmals standen die Hochöfen still, zuletzt demonstrierten 12.000 Menschen vor der Konzernzentrale in Essen. Ich war dabei und spürte die Mischung aus Wut und Angst bei den Familien, für die der Stahl seit Generationen Brot und Butter bedeutet.
Thyssenkrupps Stahlsparte kämpft seit Jahren mit Überkapazitäten und billigen Importen aus Asien. Hinzu kommen die hohen Energiekosten in Deutschland. Konzernchef Miguel López sieht den Kompromiss als «schmerzhaft, aber notwendig». Die Gewerkschaft erreichte auch Investitionszusagen von 1,8 Milliarden Euro für die Modernisierung der Anlagen.
Für die Region Ruhrgebiet ist es ein Lichtblick mit Schatten. Die Transformation der Stahlindustrie bleibt eine Mammutaufgabe. Ob der Kompromiss trägt, hängt davon ab, wie schnell der Umbau zu grünem Stahl gelingt. In den Gesichtern der Stahlarbeiter sieht man neben Erleichterung auch die bange Frage: Was kommt als nächstes?