Die Berliner U-Bahn bekommt dringend benötigte Verstärkung – und das aus einer unerwarteten Richtung. Seit gestern arbeiten BVG und S-Bahn Berlin GmbH bei der Wartung der neuen U-Bahn-Züge zusammen. 107 neue Wagen der Baureihe JK sollen dadurch schneller einsatzbereit werden. Fast 60 Prozent der bereits gelieferten Fahrzeuge stehen derzeit in den Depots, anstatt Fahrgäste zu befördern.
«Die Berliner Verkehrsbetriebe stoßen an ihre Grenzen», erklärt BVG-Vorständin Tanja Franzke beim Besuch im S-Bahn-Werk Schöneweide. Während die veraltete U-Bahn-Flotte oft ausfällt, können neue Züge nicht schnell genug gewartet werden. Das Personal fehlt, die Werkstätten sind überlastet. Ein Problem, das ich seit Jahren beobachte: Berlin wächst, aber die Infrastruktur kommt kaum hinterher.
Nun springen die Techniker der S-Bahn ein. «Wir haben die Expertise und freie Kapazitäten», sagt S-Bahn-Chef Peter Buchner. In den modernen Wartungshallen in Schöneweide werden künftig auch U-Bahnen geprüft und repariert. Die ersten drei Züge rollen bereits durch die Tore der S-Bahn-Werkstatt.
Für die Fahrgäste soll sich die ungewöhnliche Kooperation schon bald auszahlen. «Bis Weihnachten wollen wir mindestens 15 zusätzliche Züge auf die Schiene bringen», verspricht Verkehrssenatorin Ute Bonde. Das entspricht etwa 30.000 zusätzlichen Plätzen täglich – dringend nötig angesichts steigender Fahrgastzahlen und des kommenden 29-Euro-Tickets.
Während ich durch die Werkstatt gehe, wird mir klar: Diese Zusammenarbeit könnte ein Modell für die Zukunft sein. Die Verkehrswende braucht mehr als politische Absichtserklärungen – sie braucht pragmatische Lösungen. Und manchmal findet man sie direkt nebenan, auf einem anderen Gleis.