Der Münchner Kulturchef trotzt dem städtischen Sparkurs. Anton Biebl, Kulturexperte der Stadt, prognostiziert einen Verlust von rund 10 Millionen Euro im kommenden Jahr für den Kulturbereich – eine Summe, die den Münchner Kulturbereich empfindlich treffen würde.
In der Landeshauptstadt zeichnet sich ein kulturpolitischer Konflikt ab. Kulturreferent Biebl warnt eindringlich vor den Folgen der geplanten Kürzungen. «Diese Einschnitte werden das Kulturleben der Stadt fundamental verändern», erklärte er gestern im Kulturausschuss. Nach Jahren der Pandemie, in denen Kulturschaffende bereits stark gelitten haben, kämen die Sparmaßnahmen zur Unzeit.
Die Stadtspitze sieht sich mit einem Haushaltsdefizit von 800 Millionen Euro konfrontiert. Kulturinstitutionen wie das Deutsche Theater, die Kammerspiele und die Philharmoniker sollen nun ihren Beitrag zur Konsolidierung leisten. Selbst die Münchner Volkshochschule, die ich seit meiner Zeit in Bayern als wichtige Bildungsinstitution schätzen gelernt habe, steht vor Kürzungen.
«Wir können nicht überall sparen und gleichzeitig Qualität sichern», sagt eine Museumsdirektorin, die anonym bleiben möchte. Die Situation erinnert mich an die Kulturdebatten in Hamburg nach der Finanzkrise – auch dort mussten Institutionen um ihre Existenz kämpfen.
Besonders brisant: Während bei den Freiwilligkeitsleistungen gespart wird, fließen anderswo weiterhin Millionen. Die Frage, ob Kultur ein verzichtbarer Luxus oder systemrelevant ist, spaltet den Stadtrat. Für München als internationale Kulturmetropole steht viel auf dem Spiel. Ist der Preis der Haushaltskonsolidierung am Ende zu hoch?