Nach den umfangreichen Störungen im Fernverkehr können Zugreisende zwischen München und Berlin wieder aufatmen. Seit Montagmorgen fahren die ICE-Züge auf der Strecke wieder planmäßig, wie die Deutsche Bahn bestätigte. Eine defekte Oberleitung bei Nürnberg hatte am Wochenende zu massiven Beeinträchtigungen geführt. Mehr als 30.000 Reisende waren betroffen, viele strandeten stundenlang in überfüllten Zügen oder auf Bahnhöfen.
Die Reparaturarbeiten an der Oberleitung nahe Nürnberg wurden in der Nacht zu Montag abgeschlossen. «Unsere Techniker haben praktisch rund um die Uhr gearbeitet«, erklärte Bahnsprecherin Sabine Lehmann. Die genaue Ursache für den Defekt sei noch nicht abschließend geklärt, erste Untersuchungen deuten jedoch auf Materialermüdung hin.
Die Folgen der Störung waren weitreichend. Viele Züge mussten umgeleitet werden, was zu Verspätungen von bis zu drei Stunden führte. Auf den Bahnhöfen in Nürnberg, München und Berlin herrschte zeitweise Chaos. «Ich habe selten so viele verzweifelte Gesichter auf einmal gesehen», berichtet Kioskbetreiber Michael Winkler vom Nürnberger Hauptbahnhof.
Für mich als langjährige Beobachterin des deutschen Bahnverkehrs ist dieser Vorfall symptomatisch für die Probleme der alternden Infrastruktur. Immer wieder zeigt sich, wie anfällig das System bei technischen Defekten ist.
Die Deutsche Bahn hat für betroffene Reisende Entschädigungen angekündigt. Bei Verspätungen ab 60 Minuten können Fahrgäste 25 Prozent des Fahrpreises zurückfordern, ab 120 Minuten sogar 50 Prozent. Kundendienstleiter Thomas Müller betont: «Wir entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten.»
Für die kommenden Monate plant die Bahn verstärkte Wartungsarbeiten im gesamten ICE-Netz. Ob das ausreicht, um weitere Störungen zu verhindern? Die Erfahrung der letzten Jahre lässt Zweifel aufkommen.