Die Gesichter, die Berlins Wirtschaft neu gestalten, werden jünger und vielfältiger. Bei meiner Recherche für den Tagesspiegel sind mir acht bemerkenswerte Köpfe aufgefallen, die zeigen, wie Innovation in der Hauptstadt heute aussieht.
Die 35-jährige Unternehmerin Juliane Willing wagte den Schritt, eine Spedition zu übernehmen – eine Branche, in der Frauen nach wie vor selten an der Spitze stehen. «Als ich anfing, wurden meine Ideen oft belächelt. Heute führen wir als erstes Unternehmen in Berlin eine komplett digitalisierte Fahrzeugflotte», erzählt sie mir bei einem Treffen in Tempelhof.
Felix Hoffmann hingegen nutzt Berliner Dächer als Energiequelle. Sein Start-up installiert Solaranlagen auf Mietshäusern und speist den Strom direkt in die Haushalte ein. Der Clou: Die Mieter zahlen weniger als für konventionellen Strom. «Berlin hat riesiges Potenzial – tausende ungenutzte Quadratmeter Dachfläche», erklärt der 32-Jährige.
Was mich besonders beeindruckt: Fast alle diese Gründer verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung. Wie Meryem Celik, deren Pflegedienst ausschließlich mehrsprachiges Personal beschäftigt, um die kulturellen Bedürfnisse älterer Migranten zu berücksichtigen.
Oder der 28-jährige Paul Wunder, dessen Foodtech-Unternehmen Lebensmittelabfälle aus Supermärkten in haltbare Produkte verwandelt. «Letztes Jahr haben wir 80 Tonnen Lebensmittel vor der Tonne gerettet», berichtet er stolz.
In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich selten eine so dynamische Gründerszene erlebt. Was diese neue Generation auszeichnet: Sie denkt digital, nachhaltig und international – ohne den Bezug zu Berlin zu verlieren. «Die Stadt ist unser Labor», wie es Künstliche-Intelligenz-Entwicklerin Sophia Kramer ausdrückt.
Diese acht Köpfe stehen für einen Wandel, der längst begonnen hat. Sie zeigen, dass Berlins Wirtschaft mehr ist als hippe Start-ups und Staatsunternehmen. Ihre Ideen könnten schon bald den Alltag vieler Berlinerinnen und Berliner prägen – vom Strom aus der Nachbarschaft bis zur KI-gestützten Pflege. Hamburg kann sich da durchaus noch eine Scheibe abschneiden.