Die Zukunft der Staatsoperette Dresden steht auf dem Spiel. Seit 132 Jahren prägt das traditionsreiche Haus die sächsische Kulturlandschaft, doch nun drohen massive Einsparungen. Der Grund: Die Stadt Dresden muss ihren Haushalt konsolidieren und plant Kürzungen in Höhe von 6,3 Millionen Euro für die Operette. Mitarbeiter und Kulturfreunde sind alarmiert.
«Wir können so nicht weitermachen», sagt Intendant Torsten Busse mit hörbarer Besorgnis. Der künstlerische Leiter kämpft seit Monaten für den Erhalt des Ensembles. Nach seinen Berechnungen müssten bei den geplanten Kürzungen etwa 70 der 240 Stellen gestrichen werden – ein Kahlschlag, der den Spielbetrieb in seiner jetzigen Form unmöglich machen würde.
Die Dresdner Kulturszene steht unter Schock. Bei einer Protestaktion vor dem Rathaus versammelten sich vergangene Woche über 500 Menschen. «Die Operette ist mehr als ein Theater, sie ist ein Stück Dresdner Identität», ruft eine ältere Dame in die Menge. Der Applaus ist groß.
Ich erinnere mich noch gut an die feierliche Eröffnung des neuen Operettenhauses im Kraftwerk Mitte 2016. Damals herrschte Aufbruchstimmung. Heute, nur sieben Jahre später, wirkt die moderne Spielstätte wie ein Mahnmal für kulturpolitische Fehlkalkulationen.
Besonders bitter: Die Besucherzahlen entwickeln sich seit der Corona-Pandemie wieder positiv. «Wir erreichen bei vielen Vorstellungen eine Auslastung von über 80 Prozent», erklärt Geschäftsführerin Felicitas Weber. «Finanziell können wir uns aber nicht selbst tragen.»
Die Stadt prüft nun verschiedene Szenarien – von der Fusion mit anderen Häusern bis hin zu einem stark reduzierten Betrieb. Der Stadtrat will im Dezember entscheiden. Kulturexperten warnen: Was einmal abgebaut ist, lässt sich kaum wiederherstellen.
Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch mahnt: «Wir riskieren ein kulturelles Erbe, das Generationen von Dresdnern geprägt hat.» Die Frage bleibt: Was ist uns Kultur wert, wenn die Kassen leer sind? Mehr dazu beim MDR.