In Baden-Württemberg zeichnet sich eine dramatische Finanzkrise in den Landkreisen ab. 23 der 35 Kreise rechnen für 2025 mit tiefroten Zahlen – ein historischer Negativrekord. Laut Landkreistag fehlen den Kommunen landesweit mindestens 1,2 Milliarden Euro, um ihre Pflichtaufgaben zu erfüllen. Besonders betroffen: Sozialausgaben, die vielerorts um mehr als 15 Prozent steigen.
Die finanzielle Lage spitzt sich zu. «Wir stehen mit dem Rücken zur Wand», erklärt Joachim Walter, Präsident des Landkreistags. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten so viel Pessimismus bei Kommunalpolitikern erlebt. Selbst traditionell solide finanzierte Kreise wie Böblingen oder Ludwigsburg müssen erstmals seit Jahrzehnten Kredite aufnehmen.
Die Ursachen sind vielschichtig: explodierende Kosten in der Jugendhilfe, steigender Personalbedarf in Gesundheitsämtern und die noch immer spürbaren Corona-Nachwirkungen. «Die Schere zwischen unseren Pflichtaufgaben und den verfügbaren Mitteln öffnet sich immer weiter», so Landrat Heinz Eininger aus Esslingen.
Besonders bitter: Viele Kreise müssen nun die Kreisumlage erhöhen – Geld, das wiederum den Gemeinden fehlt. Der Reutlinger Oberbürgermeister Thomas Keck spricht von einem «kommunalen Teufelskreis«. Ohne zusätzliche Landeshilfen drohen schmerzhafte Einschnitte bei freiwilligen Leistungen wie Kultur, Sport und ÖPNV.
Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wo gespart wird. Und ob unsere Gemeinden künftig mehr sein können als bloße Verwalter des Mangels.