In Berlin-Reinickendorf hat die Polizei am späten Montagabend ein verstecktes illegales Spielcasino aufgedeckt. Nach außen hin gab sich der Betrieb als Nagelstudio aus, doch hinter der Fassade fanden die Beamten einen voll ausgestatteten Glücksspielraum mit mehreren Spielautomaten und Pokertischen. Elf Personen wurden angetroffen, darunter mutmaßliche Spieler und Betreiber.
Die Razzia erfolgte nach wochenlangen Ermittlungen und Hinweisen aus der Nachbarschaft. «Immer wieder beobachteten Anwohner seltsame Aktivitäten zu ungewöhnlichen Uhrzeiten», berichtet Polizeisprecher Martin Webers. Besonders auffällig: Das angebliche Nagelstudio hatte nie reguläre Kunden, dafür aber einen stetigen nächtlichen Besucherstrom, überwiegend Männer.
Bei meinen Recherchen vor Ort heute Morgen zeigten sich Nachbarn wenig überrascht. Eine ältere Dame, die seit 40 Jahren in der Straße wohnt, erzählte mir: «Das war doch klar. Wer geht um zwei Uhr nachts zum Fingernägel machen?»
Die Beamten beschlagnahmten neben den Spielgeräten auch erhebliche Bargeldbeträge im fünfstelligen Bereich. Illegales Glücksspiel bleibt in Berlin ein Problem – erst vergangenen Monat wurden drei ähnliche Etablissements in Neukölln und Wedding geschlossen. Das Geschäft ist lukrativ: Experten des LKA schätzen den jährlichen Umsatz illegaler Spielhöllen in der Hauptstadt auf mehrere Millionen Euro.
Für die Betreiber könnte es nun teuer werden. Ihnen drohen Geldstrafen und bei gewerbsmäßigem Betrieb sogar Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren. Die Ermittlungen zu möglichen Hintermännern und Verbindungen zur organisierten Kriminalität laufen weiter. Was auf den ersten Blick wie ein harmloses Vergehen wirkt, ist oft nur die Spitze eines viel größeren Eisbergs.