Der beinahe lautlose Fall zweier Platanen am Frankfurter Merianplatz hat gestern ein menschliches Gesicht bekommen. Rund 50 Anwohner versammelten sich zu einer Abschiedszeremonie für die beiden über 100 Jahre alten Bäume, die nach einer Glyphosat-Vergiftung nicht mehr zu retten sind. «Es ist, als würde ein Teil unserer Straße sterben», sagte eine ältere Dame, während sie eine selbstgebastelte Trauerkarte an einen der mächtigen Stämme heftete.
Die Geschichte der Bäume endete mit einem kriminellen Akt. Unbekannte hatten im vergangenen Jahr Löcher in die Rinde gebohrt und Glyphosat eingefüllt – ein Vorgang, der bei Fachleuten fassungsloses Kopfschütteln auslöst. «Diese Bäume haben Kriege und Stadtumbauten überlebt, nur um dann gezielt getötet zu werden», erklärt Stadtgärtnerin Maria Hoffmann. Die Polizei ermittelt weiter, bislang ohne konkrete Hinweise auf die Täter.
Was mich bei meinem Besuch vor Ort besonders berührte: Kinder aus der nahegelegenen Kita hatten bunte Papierhände gebastelt und an Schnüren um die Stämme gewickelt. «Meine Enkelin hat hier im Sommer immer ihr Eis im Schatten gegessen», erzählt mir Anwohner Herbert Müller. Für viele Frankfurter waren die Bäume mehr als nur Stadtgrün – sie waren Zeitzeugen und Treffpunkte.
Die Stadt will in den kommenden Wochen neue Bäume pflanzen, allerdings keine Platanen. «Wir setzen auf klimaresistentere Arten», sagt Umweltdezernentin Rosemarie Weber. Die Bürgerinitiative «Grünes Frankfurt» fordert derweil härtere Strafen für Baumfrevel und mehr Videoüberwachung an wertvollen Altbäumen. Wer bestimmt eigentlich, welche Bäume in unseren zunehmend aufgeheizten Städten stehen dürfen – und welche nicht?