Als ich gestern durch die Stuttgarter Innenstadt lief, wirkte das bekannte Restaurant «5» seltsam verwaist. Heute ist klar warum: Das Sternerestaurant von Spitzenkoch Alexander Dinter muss Insolvenz anmelden. Nach knapp zwei Jahren und trotz eines Michelin-Sterns ist das ambitionierte Projekt im Dorotheenquartier gescheitert. Die Schließung trifft die lokale Gastro-Szene mitten in einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage.
Die Gründe für das Aus sind vielschichtig. Wie viele Betriebe kämpfte das «5» mit explodierenden Energiekosten und gestiegenen Lebensmittelpreisen. Hinzu kamen Personalprobleme in der Branche. «Trotz hervorragender Kritiken und einem treuen Stammkundenstamm konnten wir die wirtschaftlichen Herausforderungen nicht bewältigen», erklärte Dinter in einer Stellungnahme. Der Dehoga Baden-Württemberg bestätigt: Etwa 15 Prozent der gehobenen Gastronomie kämpfen aktuell ums Überleben.
Was mich bei meinen Recherchen besonders betroffen machte: Das Team hielt bis zuletzt zusammen. Eine Servicekraft erzählte mir mit Tränen in den Augen: «Wir haben hier wie eine Familie gearbeitet.» Gäste schätzen besonders Dinters kreative Neuinterpretationen regionaler Klassiker – von Maultaschen bis Schwarzwälder Kirschtorte.
Für die Stuttgarter Gourmetszene ist die Schließung ein herber Verlust. Dabei hatte das «5» gerade erst begonnen, die Stadt kulinarisch neu zu positionieren. Ob ein Nachfolgekonzept am selben Standort eine Chance hat? Fraglich. Die Zeiten, in denen Feinschmecker bereit waren, für ein Menü tief in die Tasche zu greifen, scheinen vorerst vorbei. Wie viele Sterne werden in der Krise noch vom Himmel fallen?