Die Zahlen sprechen für sich: In Baden-Württemberg fehlen zum kommenden Schuljahr über 5.000 Lehrkräfte. Die Kultusministerin sprach gestern im Landtag von einer «beispiellosen Herausforderung», während Elternvertreter von einer «bildungspolitischen Bankrotterklärung» sprechen. Besonders hart trifft es ländliche Regionen und Grundschulen, wo teilweise nur 70 Prozent des Unterrichts gesichert sind.
Die Landesregierung greift nun zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Ab September sollen pensionierte Lehrkräfte mit Sonderzulagen zurückgeholt werden. Zudem werden 800 Quereinsteiger ohne vollständige pädagogische Ausbildung eingestellt. «Wir brauchen jetzt pragmatische Lösungen statt ideologischer Debatten«, erklärte die Kultusministerin.
Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert diesen Ansatz scharf. «Man kann nicht jahrelang Stellen abbauen und dann plötzlich improvisieren», so die Landesvorsitzende. Ein Problem, das ich seit meiner Zeit als Lokalreporterin in Stuttgart beobachte: Während die Schülerzahlen kontinuierlich steigen, wurden die Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen nicht entsprechend angepasst.
Für Familien bedeutet dies konkret: größere Klassen, mehr Unterrichtsausfall und zunehmende Belastung für vorhandene Lehrkräfte. In meinen Gesprächen mit Schulleitern in der Region höre ich immer wieder von Erschöpfung und Resignation.
Die Bildungskrise wird Baden-Württemberg noch Jahre beschäftigen. Experten fordern langfristige Strategien statt Notlösungen. Eine Frage bleibt: Wie viel ist uns die Bildung unserer Kinder tatsächlich wert?