Die Berliner Kinderstube wird stiller. Im vergangenen Jahr wurden in der Hauptstadt knapp 36.000 Babys geboren – ein Rückgang von über fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders deutlich zeigt sich der Trend in Pankow, wo die Geburtenzahlen um fast zehn Prozent sanken. Trotzdem bleibt der Bezirk mit 3.792 Neugeborenen an der Spitze der Berliner Geburtenstatistik, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilt.
Der Babyrückgang betrifft nahezu alle Bezirke Berlins. Nach Pankow folgen Mitte (3.615 Geburten) und Neukölln (3.567) auf den Plätzen zwei und drei. Einzig Marzahn-Hellersdorf verzeichnete einen minimalen Anstieg. «Wir beobachten seit 2022 einen berlinweiten Abwärtstrend bei den Geburtenzahlen», erklärt Dr. Katharina Weber, Demografieforscherin an der Humboldt-Universität. «Die wirtschaftliche Unsicherheit und steigende Lebenshaltungskosten spielen dabei eine entscheidende Rolle.»
In Friedrichshain-Kreuzberg wurden 3.364 Kinder geboren, in Tempelhof-Schöneberg 3.321. Am wenigsten Nachwuchs gab es in Spandau mit 2.253 Babys. Bemerkenswert: Während in den meisten Bezirken die Geburtenzahlen sanken, blieb das Durchschnittsalter der Mütter konstant bei 31,8 Jahren.
Als ich vor achtzehn Jahren aus Baden-Württemberg nach Berlin kam, erlebte ich noch den Beginn des Babybooms in Prenzlauer Berg. Heute sieht man dort weniger Kinderwagen, dafür mehr besorgte Gesichter junger Paare auf Wohnungssuche. Die Realität der steigenden Mieten und unsicheren Arbeitsplätze lässt viele Berlinerinnen und Berliner ihren Kinderwunsch überdenken.
Experten erwarten, dass dieser Trend anhalten wird. «Die demografische Entwicklung Berlins wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern», so Weber. Die Politik steht vor der Herausforderung, familienfreundlichere Bedingungen zu schaffen – besonders in den beliebten Innenstadtbezirken, wo Wohnraum für Familien zunehmend unbezahlbar wird. Wann kehrt sich dieser Trend um? Das bleibt die große Frage für die Zukunft unserer Stadt.