Als ich gestern die Veranstaltung «Jung, migrantisch, weiblich – Perspektiven auf Hamburgs Politik» im Kulturzentrum Kampnagel besuchte, war die Stimmung im Saal eindeutig: Ernüchterung. Junge Frauen mit Migrationsgeschichte fühlen sich von der Politik der Hansestadt übersehen. Eine aktuelle Umfrage der Uni Hamburg zeigt: 68 Prozent der Migrantinnen unter 30 sehen ihre Anliegen in der Stadtpolitik nicht repräsentiert.
«Wir brauchen mehr als nur schöne Worte», sagte Fatima Demirović, Sprecherin des Netzwerks «Migrantische Stimmen Hamburg». Die 26-Jährige kritisiert besonders die Bildungspolitik: «In den Schulen fehlen mehrsprachige Angebote, und die Diskriminierung bei der Ausbildungsplatzsuche ist real.» Seit drei Jahren sammelt das Netzwerk Erfahrungsberichte – die Probleme bleiben die gleichen.
Die schwarz-rote Koalition hatte 2020 mehr Diversität versprochen. Passiert ist wenig. Als ich vor zwölf Jahren aus Baden-Württemberg nach Hamburg kam, galt die Stadt als Vorreiterin in Integrationsfragen. Diese Zeiten scheinen vorbei. Besonders die Wohnungsnot trifft Migrantinnen doppelt: «Mit ausländischem Namen eine bezahlbare Wohnung finden? Fast unmöglich», berichtet Sozialarbeiterin Melek Öztürk.
Was bleibt, ist Selbstorganisation. Immer mehr junge Frauen mit Migrationsgeschichte vernetzen sich, gründen Initiativen, nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. «Wenn die Politik uns nicht hört, müssen wir lauter werden», sagt Demirović. Ein Gedanke, der mir nachgeht: Vielleicht ist genau diese Selbstermächtigung der Weg zu echter Veränderung in unserer Stadt.