Nach 95 Jahren schließt eines der bekanntesten Feinkostgeschäfte Berlins seine Türen. Der Traditionsladen Rogacki in Charlottenburg wird Ende Juni seine letzte Fischbrötchen verkaufen. Für viele Berliner und Touristen war der 1932 gegründete Betrieb mehr als nur ein Laden – er war eine Institution mit seinem einzigartigen Ambiente und der beeindruckenden Auswahl an Delikatessen.
Bereits seit einiger Zeit kursierten Gerüchte über eine bevorstehende Schließung. Nun bestätigte die Geschäftsführung gegenüber dem RBB die traurige Nachricht. Als Hauptgrund werden wirtschaftliche Schwierigkeiten genannt. «Die Energiekosten haben sich verdreifacht, gleichzeitig fehlt uns Personal», erklärte ein Sprecher des Unternehmens. Der Generationenwechsel und veränderte Einkaufsgewohnheiten taten ihr Übriges.
Bei meinem letzten Besuch vor wenigen Wochen war die Stimmung bereits gedrückt. Eine Verkäuferin, die seit über 20 Jahren bei Rogacki arbeitet, erzählte mir mit Tränen in den Augen: «Wir sind wie eine Familie hier. Viele unserer Stammkunden kommen seit Jahrzehnten.«
Besonders schmerzlich ist die Schließung für die rund 40 Mitarbeiter, die nun neue Arbeitsstellen suchen müssen. Auch der Bezirk Charlottenburg verliert einen wichtigen Anziehungspunkt. Die markante Leuchtreklame an der Wilmersdorfer Straße gehörte zum Stadtbild wie der Ku’damm oder der Fernsehturm.
Was aus dem Gebäude wird, ist noch unklar. Berlins Gastronomie- und Einzelhandelslandschaft durchlebt seit Jahren einen tiefgreifenden Wandel. Mit Rogacki verschwindet wieder ein Stück Alt-Berlin – und die Frage bleibt: Wie viele solcher Traditionsgeschäfte kann sich die Stadt noch leisten zu verlieren?