Der Bezirk Mitte zahlt nun für ein Zimmer in einer Obdachlosenunterkunft, was eine Zweizimmerwohnung kosten würde. Bis zu 60 Euro pro Nacht und Person verlangen private Betreiber von der Stadt Berlin. Die Kosten für die Unterbringung wohnungsloser Menschen sind auf 364 Millionen Euro gestiegen – eine Verdreifachung seit 2018, wie aktuelle Zahlen der Sozialverwaltung zeigen.
«Wir haben ein massives Problem mit steigenden Kosten und gleichzeitig fehlendem Wohnraum», sagt Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten eine so dramatische Entwicklung bei den Sozialausgaben gesehen. Besonders besorgniserregend: Rund 37.000 Menschen leben derzeit in Notunterkünften oder ASOG-Unterkünften, darunter viele Familien mit Kindern.
Die Bezirke sind am Limit. Trotz Kostendruck dürfen sie niemanden abweisen – die Unterbringung wohnungsloser Menschen ist gesetzliche Pflicht. Doch private Anbieter nutzen die Notlage aus. «Das ist eine Form der Privatisierung öffentlicher Aufgaben zu Lasten des Steuerzahlers», kritisiert Stefan Strauß von der Volkssolidarität.
Ein Lichtblick: Der Senat will nun eigene Immobilien für die Unterbringung nutzen und langfristige Verträge mit fairen Preisen aushandeln. Doch die eigentliche Lösung liegt woanders: «Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum«, betont Kiziltepe. Solange dieser fehlt, werden die Kosten weiter steigen – und immer mehr Menschen landen in der Wohnungslosigkeit. In Hamburg scheint man das Problem besser im Griff zu haben.