Die Führungskrise im Hamburger Hafen spitzt sich dramatisch zu. Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA, hat gestern überraschend ihren Rücktritt zum Jahresende angekündigt. Der Grund: Unüberbrückbare Differenzen mit dem Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung des Hafenbetreibers. Die HHLA-Aktie verlor daraufhin über 4 Prozent an Wert.
Der Hamburger Hafen kämpft seit Jahren mit sinkenden Umschlagzahlen. Im ersten Halbjahr 2023 ging der Containerumschlag um 7,9 Prozent zurück. «Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Hafens steht auf dem Spiel», erklärte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard gestern vor der Presse. Während Rotterdam und Antwerpen wachsen, verliert Hamburg kontinuierlich Marktanteile.
Titzrath hatte seit 2016 versucht, den Hafen zu modernisieren und internationale Partnerschaften zu stärken. Ihr Plan, mit der chinesischen Reederei Cosco zu kooperieren, sorgte jedoch für heftige Kontroversen. «Wir können uns nicht von kurzfristigen politischen Stimmungen leiten lassen, wenn es um die Zukunftsfähigkeit des Hafens geht», sagte Titzrath in ihrer Rücktrittserklärung.
Hafenarbeiter befürchten nun weitere Jobverluste. «Wir brauchen endlich Klarheit, wohin die Reise geht», fordert Peter Detjen, Betriebsratsvorsitzender. Bei meinem letzten Besuch am Containerterminal Altenwerder war die Verunsicherung unter den Beschäftigten mit Händen zu greifen.
Experten sehen den Hamburger Hafen an einem Scheideweg. «Ohne mutige Investitionen und internationale Partner wird Hamburg weiter an Bedeutung verlieren», analysiert Hafenexperte Professor Karl Schmidt von der Universität Hamburg. Die politischen Grabenkämpfe um die Hafenstrategie könnten sich als kostspieliger Fehler erweisen.
Was bedeutet das für die Hansestadt? Der Hafen ist nicht nur Wirtschaftsfaktor, sondern Teil der Hamburger Identität. Ob die nächste Führung den Spagat zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und politischen Interessen meistern kann, wird sich zeigen. Klar ist: Die Uhr tickt – und die Konkurrenz schläft nicht.