Die S-Bahn Berlin kämpft heute mit massiven Störungen im Stadtgebiet. Gleich sechs Linien fallen bis voraussichtlich 20 Uhr teilweise oder komplett aus. Ein defektes Stellwerk in Rummelsburg legt seit dem Vormittag große Teile des östlichen S-Bahn-Netzes lahm. Tausende Pendler und Touristen müssen improvisieren, während Ersatzbusse an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.
Betroffen sind die Linien S3, S5, S7, S75, S8 und S9. Besonders hart trifft es die wichtige Ost-West-Verbindung der S5, die zwischen Mahlsdorf und Alexanderplatz vollständig ausfällt. «Wir arbeiten mit Hochdruck an der Behebung des Defekts, aber die Reparatur ist komplex», erklärt S-Bahn-Sprecherin Melanie Klein. Die S-Bahn empfiehlt Fahrgästen, auf U-Bahnen, Busse oder Trams auszuweichen.
An den Bahnhöfen herrscht Ratlosigkeit. «Ich muss dringend zum Flughafen und weiß nicht, wie ich hinkommen soll», sagt der sichtlich gestresste Geschäftsmann Michael Hartmann am Ostkreuz. Ersatzbusse sind überfüllt, an den Haltestellen bilden sich lange Schlangen. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung in Berlin habe ich selten erlebt, dass gleich sechs Linien gleichzeitig betroffen sind.
Die BVG verstärkt zwar ihr Angebot auf parallelen Strecken, doch das kann den Ausfall nicht vollständig kompensieren. Ein Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn kritisiert: «Die marode Infrastruktur zeigt erneut ihre Schwächen. Seit Jahren werden notwendige Investitionen verschleppt.»
Für den Rest des Tages bleibt die Lage angespannt. Die Reparaturarbeiten sollen bis 20 Uhr abgeschlossen sein, eine Garantie gibt es nicht. Dieser Vorfall unterstreicht einmal mehr, wie anfällig Berlins öffentlicher Nahverkehr trotz aller Modernisierungsbemühungen noch immer ist. Und er wirft die Frage auf: Wie lange noch müssen Berliner mit einem System leben, das bei einem einzigen technischen Defekt teilweise zusammenbricht?