Der Kölner Offensivspieler Jan Thielmann (22) erlebt aktuell eine ungewöhnliche taktische Metamorphose. Während ihn die Fans bisher als quirligen Flügelspieler kennen, testet Trainer Gerhard Struber eine überraschende Alternative: Thielmann als Rechtsverteidiger. «Jan bringt die ideale Mischung aus Tempo, Zweikampfstärke und taktischem Verständnis mit, die wir auf dieser Position brauchen», erklärt Struber nach dem jüngsten Testspiel, bei dem der Umbau erste vielversprechende Ansätze zeigte.
Der Plan dahinter ist durchdacht und könnte dem FC in der aktuellen Zweitligasaison neue taktische Flexibilität verleihen. Thielmann soll aus der Defensive heraus mit Tempovorstößen für Überraschungsmomente sorgen – ein Konzept, das moderne Trainer wie Pep Guardiola mit sogenannten «inverted fullbacks» perfektioniert haben. «Es fühlt sich noch ungewohnt an, aber ich lerne mit jedem Training dazu», gibt Thielmann zu, der bisher in 123 Pflichtspielen für den FC fast ausschließlich offensiv zum Einsatz kam.
Die Statistiken sprechen für das Experiment: Thielmann gewann in der vergangenen Saison beachtliche 58% seiner Defensivzweikämpfe – ein Wert, der selbst manchen gelernten Verteidiger in den Schatten stellt. Zudem könnte der Positionswechsel seine Karriere neu beleben. «In der heutigen Zeit ist Vielseitigkeit ein enormer Pluspunkt», betont Ex-Nationalspieler und Fußballexperte Dietmar Hamann. «Spieler wie Joshua Kimmich haben gezeigt, wie wertvoll so ein Positionswechsel sein kann.»
Für die Kölner Fans bleibt die Frage, ob der Plan aufgeht. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Thielmanns Umschulung zum Erfolgsrezept wird oder ob der Effzeh seinen Offensivgeist doch lieber in vorderster Front einsetzt. Eins ist klar: Mit seiner Arbeitseinstellung und seinem Spielverständnis bringt der Eigengewächs beste Voraussetzungen mit, um auch in neuer Rolle zum Leistungsträger zu werden. Die Geißböcke hoffen jedenfalls, mit diesem taktischen Kniff den Weg zurück in die Bundesliga zu ebnen.