Die Stimmung im Leimbachstadion ist elektrisiert. Als hätten wir ein Déjà-vu aus den goldenen Tagen, als Sportfreunde Siegen noch gegen den BVB in der Regionalliga antrat. Heute treffen Welten aufeinander: Der Oberligist empfängt den Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund zum Testspiel. Die Schlangen an den Eingängen reichen bis weit in den Parkplatz hinein – kein Wunder bei über 12.000 erwarteten Zuschauern.
Der BVB nutzt die Partie als Vorbereitung auf die kommende Bundesliga-Saison, während für die Sportfreunde dieses Spiel das Highlight des Jahres darstellt. Nuri Sahin, erst seit Januar Cheftrainer in Dortmund, kehrt quasi in seine zweite Heimat zurück. «In Siegen habe ich einige meiner ersten Schritte im Profifußball gemacht», erinnert sich Sahin an seine Zeit als Jugendspieler. «Solche Testspiele sind für beide Seiten wertvoll – für uns zur Feinabstimmung, für den Gastgeber als Erlebnis und finanzieller Boost.»
Die Siegener Spieler können es kaum erwarten, gegen Stars wie Füllkrug, Brandt oder Sabitzer aufzulaufen. Trainer Thorsten Nehrbauer hat seine Mannschaft akribisch vorbereitet: «Natürlich sind wir klarer Außenseiter, aber wir wollen uns nicht verstecken.» Das Smartphone-Display eines jeden Zuschauers leuchtet – alle wollen diesen besonderen Moment festhalten.
Für die Region ist dieses Spiel mehr als nur Fußball. Es vereint Generationen, bringt alte Rivalen zusammen und lässt für einen Nachmittag die Unterschiede zwischen Profi- und Amateurfußball verschwinden. Während die Mannschaften den Rasen betreten, frage ich mich: Welcher lokale Held wird heute zum Überraschungsmoment ansetzen? Und wie viel von dieser Begeisterung kann der Verein in den Ligaalltag mitnehmen? Die Antworten liegen in den nächsten 90 Minuten.