Die Stadt Essen steht vor einem Engpass: Für die kommende Kommunalwahl im Herbst 2025 werden noch rund 3.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer gesucht. Dies teilte die Stadtverwaltung gestern mit. Insgesamt werden für den reibungslosen Ablauf des Urnengangs etwa 5.000 Freiwillige benötigt, die in den Wahllokalen Stimmzettel ausgeben, bei der Auszählung helfen und den demokratischen Prozess überwachen.
Besonders alarmierend: Die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement bei Wahlen nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. «Wir stehen vor einer echten Herausforderung», erklärt Wahlleiter Peter Kosmala. «Die Demokratie lebt vom Mitmachen, aber immer weniger Menschen sind bereit, einen Tag ihres Lebens dafür zu opfern.» Als Anreiz bietet die Stadt ein sogenanntes «Erfrischungsgeld» von 35 Euro pro Einsatz.
In meinen fast zwanzig Jahren als politische Berichterstatterin habe ich immer wieder erlebt, wie wichtig diese stillen Helfer für unsere Demokratie sind. In vielen Wahllokalen sitzen oft dieselben Gesichter – meist ältere Bürgerinnen und Bürger mit einem starken Pflichtbewusstsein. Der demografische Wandel macht sich auch hier bemerkbar.
Besonders Studierende und junge Erwachsene werden jetzt gezielt angesprochen. «Das ist keine komplizierte Aufgabe», betont Stefanie Weinberg vom Wahlamt. «Eine kurze Einweisung reicht aus, um diesen wichtigen Dienst an der Gemeinschaft zu leisten.» Die Stadt hat bereits Kooperationen mit der Universität Duisburg-Essen und lokalen Unternehmen angestoßen.
Die Suche nach Wahlhelfern spiegelt ein größeres gesellschaftliches Problem wider: Das Funktionieren unserer Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Es braucht Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Werden wir diese Lücke nicht füllen können? Die Antwort liegt bei jedem einzelnen Essener Bürger.