In Düsseldorf wechselt die Königswürde beim traditionsreichen Schützenfest. Gestern wurden gleich zwei neue Stadtkönige auf dem Festplatz am Rheinufer geehrt. Die Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen (IGDS) versammelte über 3.000 Schützen und mehr als 20.000 Besucher zum Höhepunkt des Festes, das noch bis Sonntag andauert.
Die Straßen der Altstadt verwandeln sich seit Freitag in einen farbenfrohen Festzug aus Uniformen, Fahnen und Musik. «Das Schützenfest ist mehr als nur Tradition – es ist das Herzstück unserer städtischen Identität», erklärt Oberbürgermeister Thomas Geisel während der Königsproklamation. Ein Umstand, den ich bei meinen Recherchen in ganz Nordrhein-Westfalen immer wieder beobachte: Die Verbindung zwischen Brauchtum und Gemeinschaftsgefühl bleibt ungebrochen stark.
Karl-Heinz Weber (58) vom St. Sebastianus Schützenverein und Maria Lichtenberg (42) vom Amazonencorps sind die neuen Regenten. «Es war schon immer mein Traum, einmal Stadtkönig zu sein», verrät Weber mit feuchten Augen. Besonders bemerkenswert: Lichtenberg ist erst die dritte Frau in der 450-jährigen Geschichte des Festes, die den Titel erringt.
Die Düsseldorfer Schützenkultur hat sich gewandelt. Waren früher fast ausschließlich Männer beteiligt, sind heute etwa 30 Prozent der aktiven Schützen weiblich. Dazu gehört auch die neue Königin. «Tradition bedeutet nicht Stillstand, sondern lebendige Entwicklung», betont IGDS-Präsident Wolfgang Schröder.
Die kommenden Tage stehen ganz im Zeichen der neuen Majestäten. Am Sonntag werden sie beim großen Festumzug durch die Innenstadt etwa 100.000 Zuschauer grüßen. Ein Spektakel, das zeigt: Die jahrhundertealte Tradition bleibt in der Rheinmetropole quicklebendig – und schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.