Die Dresdner Loschwitzer Brücke – im Volksmund «Blaues Wunder» genannt – zeigt deutliche Altersspuren. Nach 131 Jahren Dienst am Elbübergang muss das Wahrzeichen dringend saniert werden. Experten des Straßen- und Tiefbauamtes stellten jedoch klar: Eine Komplettsanierung ist unmöglich. «Der bauliche Zustand vor 100 Jahren wird nicht mehr erreichbar sein», erklärte Amtsleiter Reinhard Koettnitz bei einer Bürgerversammlung.
Die 280 Meter lange Stahlkonstruktion weist erhebliche Korrosionsschäden auf. Besonders betroffen sind die Fahrbahnplatten und die historischen Nieten, die teilweise komplett durchgerostet sind. Seit der letzten grundhaften Instandsetzung in den 1930er Jahren wurden nur notwendige Reparaturen durchgeführt. Aktuell sind noch rund 50.000 der ursprünglich 100.000 Nieten original erhalten.
«Die Situation ist ernst, aber nicht dramatisch», betont Brückenexpertin Sabine Wellner. «Wir müssen einen Kompromiss zwischen Denkmalschutz und moderner Verkehrssicherheit finden.» Die Stadt plant nun eine schrittweise Sanierung ab 2025, die mindestens zehn Jahre dauern und etwa 180 Millionen Euro kosten wird.
Anwohnerin Ute Becker (73) aus Blasewitz ist besorgt: «Ohne das Blaue Wunder wäre die Verbindung zwischen unseren Stadtteilen undenkbar.» Als ich die Brücke heute überquerte, spürte ich das leichte Vibrieren der Stahlkonstruktion unter den Füßen – ein Gefühl, das Generationen von Dresdnern verbindet.
Ob die Brücke während der Sanierung gesperrt werden muss, ist noch unklar. Fest steht jedoch: Das Blaue Wunder wird auch in Zukunft nicht mehr so belastbar sein wie früher. Dresden steht vor der Herausforderung, sein technisches Denkmal zu bewahren und gleichzeitig den modernen Verkehrsanforderungen gerecht zu werden. Eine Aufgabe, die den Spagat zwischen Tradition und Zukunft symbolisiert.