Der tagelange Alptraum für Pendler zwischen Waiblingen und Stuttgart geht in die nächste Runde. Seit Montag fährt die Metropolexpress-Linie MEX13 nur noch teilweise – und das mitten in der ohnehin chaotischen Stuttgart-21-Bauphase. Rund 14.000 Pendler müssen sich nun auf längere Fahrzeiten, überfüllte Ersatzbusse und massive Verspätungen einstellen. Eine Situation, die viele als «Realsatire» bezeichnen.
Die Deutsche Bahn begründet die Einschränkungen mit Personalmangel bei den Lokführern. Dabei sollte gerade der Metropolexpress für zuverlässigen Nahverkehr im Großraum Stuttgart sorgen. «Wir haben schlichtweg nicht genügend Personal, um alle Verbindungen aufrechtzuerhalten», erklärt Bahnsprecherin Claudia Weber. Der Fahrplan wurde so angepasst, dass zumindest in den Hauptverkehrszeiten einige Züge fahren.
Für viele Pendler ist das ein schwacher Trost. «Ich stehe jeden Morgen eine Stunde früher auf und komme trotzdem zu spät zur Arbeit», berichtet Michael Schneider, der täglich von Backnang nach Stuttgart pendelt. In den sozialen Medien häufen sich die Beschwerden unter dem Hashtag #BahnChaosStuttgart.
Als ich gestern am Bahnhof Waiblingen stand, bot sich ein Bild, das ich in zwanzig Jahren Berichterstattung selten gesehen habe: Pendler, die sich gegenseitig über alternative Routen informierten, überfüllte Ersatzbusse und eine Anzeigetafel voller roter Zugausfälle.
Verkehrsexperte Prof. Dr. Martin Leidig von der Hochschule Esslingen sieht strukturelle Probleme: «Die Bahn hat jahrelang an der falschen Stelle gespart. Jetzt rächt sich der Personalmangel, während gleichzeitig Großprojekte wie Stuttgart 21 laufen.»
Die Einschränkungen sollen mindestens bis Ende August andauern. Der Verkehrsverbund Stuttgart empfiehlt Pendlern, auf die S-Bahn oder alternative Buslinien auszuweichen. Doch auch dort sind die Kapazitäten begrenzt.
Für die Region um Stuttgart bedeutet dies einen weiteren Rückschlag in Sachen Verkehrswende. Während die Politik mehr Menschen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewegen will, sinkt das Vertrauen in deren Zuverlässigkeit. Bleibt die Frage: Wie lange werden die Pendler dieses Chaos noch mitmachen? Und wann lernt die Bahn, dass Baustellen ohne ausreichendes Personal am Ende allen schaden?