Tief im Herzen Frankfurts erleben 80 Grundschulkinder derzeit eine besondere Art des Sprachenlernens. Beim «Deutschsommer» pauken sie nicht nur Grammatik und Vokabeln, sondern erleben Sprache durch Theater, Kunst und gemeinsames Spielen. Dieses dreiwöchige Programm richtet sich speziell an Kinder mit Sprachförderbedarf nach der dritten Klasse. Rund 85 Prozent der Teilnehmenden haben einen Migrationshintergrund.
«Sprache ist der Schlüssel zur Integration«, erklärt Projektleiterin Michaela Jäckel-Osswald. «Beim Deutschsommer verbinden wir intensives Sprachtraining am Vormittag mit kreativen Aktivitäten am Nachmittag.» Dieser Ansatz zeigt Wirkung: Nach drei Wochen verbessern sich die Kinder durchschnittlich um eine ganze Notenstufe in Deutsch.
Als ich die Kinder im Jugendhaus Hausen besuche, proben sie gerade begeistert für ihre Theateraufführung. Die zehnjährige Amira strahlt: «Ich traue mich jetzt viel mehr zu sprechen. Und ich habe neue Freunde gefunden.» Solche Erfolgsgeschichten höre ich bei meinen Recherchen immer wieder.
Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft organisiert das Projekt seit 2007. In diesem Jahr findet der Deutschsommer an acht Frankfurter Standorten statt. Die Stadt unterstützt das Programm finanziell, denn der Bedarf ist groß: An manchen Frankfurter Grundschulen haben über 90 Prozent der Kinder Deutsch nicht als Muttersprache.
Was in Frankfurt funktioniert, könnte auch anderswo Schule machen. Die Verbindung von Sprachförderung mit Kreativität nimmt den Kindern die Angst vorm Scheitern. Ein Modell, das mehr Beachtung verdient – gerade in Zeiten, in denen Bildungschancen so ungleich verteilt sind.