Die Proteste gegen den Ausbau der A1 in Hamburg nehmen spürbar zu. Gestern versammelten sich über 200 Umweltschützer am Rande der Autobahn in Hamburg-Öjendorf, um gegen die geplante Verbreiterung von sechs auf acht Spuren zu demonstrieren. „Das Projekt würde 150 Hektar Wald, Wiesen und Moorlandschaften zerstören», erklärt Thomas Weber vom BUND Hamburg. Der Ausbau soll ab 2025 beginnen und über 400 Millionen Euro kosten.
Die Autobahngesellschaft des Bundes verteidigt das Vorhaben als notwendige Maßnahme gegen den täglichen Stau. Durchschnittlich 120.000 Fahrzeuge nutzen täglich diesen Autobahnabschnitt. „Wir brauchen dringend Entlastung auf einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Deutschlands», betont Projektleiterin Sabine Müller. Umweltverbände und Anwohner sehen das anders. Die Initiative «A1 bleibt wie sie ist» hat bereits 15.000 Unterschriften gesammelt.
Bei meinen Gesprächen mit Anwohnern fällt auf: Die Sorge um den Klimaschutz vereint Jung und Alt. „Wir wohnen seit 40 Jahren hier, haben den Wald wachsen sehen. Jetzt soll alles weg für noch mehr Verkehr», sagt die 72-jährige Anwohnerin Helga Bremer kopfschüttelnd.
Hamburgs grüne Umweltsenatorin Jens Kerstan steht zwischen den Fronten. „Wir müssen Mobilitätsbedürfnisse und Klimaschutz in Einklang bringen», erklärt er vorsichtig. Das Verwaltungsgericht Hamburg wird im Februar über eine Klage der Umweltverbände entscheiden.
Die Auseinandersetzung zeigt einmal mehr: Die Verkehrswende ist in Hamburg mehr als ein Schlagwort. Sie ist ein handfester Konflikt zwischen Infrastrukturplänen von gestern und Klimazielen von morgen.