Der Ärger um den geplanten Stellenabbau bei ZF in Saarbrücken nimmt deutlich Fahrt auf. Das Unternehmen will bis 2028 etwa 1.300 der rund 9.000 Arbeitsplätze streichen und Teile der Produktion nach Osteuropa verlagern. In einem offenen Brief kritisierte Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt nun das Vorgehen des Automobilzulieferers scharf.
„ZF ist ein Traditionsunternehmen in unserer Region, das jahrzehntelang von der Expertise und dem Engagement der saarländischen Mitarbeiter profitiert hat», sagte Conradt im Gespräch mit lokalen Medien. Der Brief an die Konzernspitze ist ein ungewöhnlicher Schritt, den der Oberbürgermeister mit der großen Bedeutung des Unternehmens für die gesamte Region begründet.
Der Automobilzulieferer steht wie viele in der Branche unter enormem Kostendruck. Die Transformation zur Elektromobilität verändert die Anforderungen an Zulieferer grundlegend. Nach Konzernangaben sind Getriebe für Verbrennungsmotoren, die in Saarbrücken produziert werden, zunehmend weniger gefragt.
Diese Begründung lässt der Oberbürgermeister jedoch nicht gelten. „Die Mitarbeiter haben in der Vergangenheit bereits erhebliche Zugeständnisse gemacht, um den Standort wettbewerbsfähig zu halten», betont er. Die Stadt habe zudem in die Infrastruktur investiert und Flächen für mögliche Erweiterungen bereitgestellt.
Als ich vor einigen Jahren die ZF-Werke in Saarbrücken besuchte, war die Stimmung noch eine andere. Damals galt der Standort als Vorzeigewerk mit hoher Innovationskraft und wurde entsprechend gefördert. Die Transformation scheint nun jedoch andere Prioritäten zu setzen.
Der Betriebsrat und die IG Metall haben bereits Widerstand angekündigt. „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen», versichert Betriebsratsvorsitzender Mario Kläs. Für Ende des Monats sind erste Protestaktionen geplant.
Die Entscheidung von ZF steht sinnbildlich für den Wandel in der Automobilbranche. Während die Politik auf schnelle Transformation drängt, sehen sich Unternehmen und Beschäftigte mit harten Einschnitten konfrontiert. Die Frage bleibt: Wie können wir einen Strukturwandel gestalten, der sowohl wirtschaftlich notwendig als auch sozial verträglich ist?