Ein Ort, der sich bis heute nicht erholt hat – und wohl auch nie wird. Knapp 21 Monate ist es her, dass die zwölfjährige Luise aus Freudenberg erstochen wurde. Im abgeschirmten Jugendverfahren kommen nun erschütternde Details ans Licht: 74 Messerstiche wurden der Schülerin von zwei Mitschülerinnen zugefügt. Zwei Mädchen, damals 12 und 13 Jahre, sollen die Tat geplant und gemeinsam ausgeführt haben.
Was als Zeugenaussage vor dem Landgericht Koblenz begann, entwickelte sich zu einer Bestandsaufnahme des Grauens. Der Vorsitzende Richter schilderte, wie die beiden Täterinnen ihr Opfer auf einem Waldweg in eine Falle lockten. Die jüngere Beschuldigte hatte laut Gericht ein Messer dabei. Die Tatwaffe stamme vermutlich aus ihrem Elternhaus.
Die Brutalität der Tat erschüttert selbst erfahrene Juristen. «Da sticht man nicht einfach so 74 Mal zu», erklärte der Vorsitzende Richter während der Verhandlung. Das spricht für ein geplantes Vorgehen – gegen spontane Wut oder Notwehr.
Besonders verstörend: Nach der Tat gingen die Mädchen einfach nach Hause, wuschen ihre Kleidung, und schwiegen. Erst bei späteren Vernehmungen gestanden sie die Tat.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich selten ein Verbrechen erlebt, das eine Gemeinschaft so nachhaltig traumatisiert hat. Die Menschen in Freudenberg sprechen leise, wenn sie überhaupt über den Fall reden. Viele wenden sich ab.
Die juristische Aufarbeitung steht vor besonderen Herausforderungen. Da die Täterinnen zum Tatzeitpunkt erst 12 und 13 Jahre alt waren, sind sie nicht strafmündig im klassischen Sinne. Das Jugendamt hat Maßnahmen ergriffen, die Details bleiben jedoch unter Verschluss.
Die Frage nach dem «Warum» bleibt. Waren es Eifersucht, Mobbing oder tiefere psychologische Probleme? Für die Angehörigen von Luise werden Antworten die Leere nicht füllen können – aber vielleicht helfen sie, das Unfassbare irgendwann zu begreifen.