In Berlin und Paris ringen deutsche und französische Regierungsvertreter um die Zukunft gemeinsamer Rüstungsprojekte. Das Hauptkampfflugzeug (FCAS) und der neue Kampfpanzer (MGCS) sollen bis 2040 einsatzbereit sein – mit einem Gesamtvolumen von über 100 Milliarden Euro. Nach jahrelangen Verzögerungen drängen nun beide Seiten auf Fortschritte, wie gestern bei Gesprächen im Verteidigungsministerium deutlich wurde.
«Wir müssen jetzt liefern», betonte Verteidigungsminister Boris Pistorius bei seinem Treffen mit der französischen Amtskollegin Lecornu. Die europäische Sicherheitslage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die Dringlichkeit der Projekte dramatisch erhöht. Wo früher um Arbeitsanteile und Technologieführerschaft gerungen wurde, steht heute die Verteidigungsfähigkeit Europas im Vordergrund.
Als ich vor fünf Jahren erstmals über diese Rüstungsvorhaben berichtete, begegneten mir vor allem Experten mit hochgezogenen Augenbrauen. «Zu ambitioniert, zu teuer«, hieß es damals. Heute sieht die Lage anders aus. Die Verteidigungsbudgets steigen, und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit wächst – nicht nur zwischen Deutschland und Frankreich.
Ein Industrievertreter, der anonym bleiben möchte, erklärte mir: «Die politischen Hürden waren höher als die technischen. Jetzt sehen wir endlich Bewegung.» Bemerkenswert ist auch die neue Einigkeit zwischen Bundeskanzleramt und Verteidigungsministerium, die das Projekt zur Chefsache erklärt haben.
Europa steht vor einer Zeitenwende in der Verteidigungspolitik. Ob die ehrgeizigen deutsch-französischen Projekte den erhofften Durchbruch bringen, hängt nicht zuletzt davon ab, ob der neue politische Wille auch nach den nächsten Wahlen in beiden Ländern Bestand hat.