Der Fall Block sorgt weiter für Aufsehen in Hamburg. Christina Block, Erbin der bekannten Restaurantkette, sagte gestern erstmals vor Gericht aus. Die 52-Jährige wird beschuldigt, die Entführung ihrer eigenen Kinder aus Dänemark in der Silvesternacht 2023/24 in Auftrag gegeben zu haben.
«Es war niemals mein Plan, meine Kinder gewaltsam zurückzuholen», erklärte Block mit tränenerstickter Stimme. Über 120 Zuschauer verfolgten ihre Aussage im Gerichtssaal. Der jahrelange Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann Stephan Hensel hatte zuletzt eine dramatische Wendung genommen, als maskierte Männer die 10- und 13-jährigen Kinder in Dänemark gewaltsam entrissen und nach Deutschland brachten.
Die Staatsanwaltschaft wirft Block vor, die Entführung mit bis zu 100.000 Euro finanziert zu haben. Ihre Verteidiger argumentieren hingegen, Block habe lediglich rechtliche Schritte zur Durchsetzung deutscher Gerichtsbeschlüsse unternommen. «Meine Mandantin hat zu keiner Zeit Gewalt befürwortet», betonte Rechtsanwalt Johann Schwenn.
Als Journalistin habe ich schon viele Familiendramen beobachtet, aber selten einen Fall, der so viele Fragen zur Grenze zwischen Mutterliebe und Strafrecht aufwirft. Bemerkenswert bleibt die gesellschaftliche Dimension des Falls – die Block-Familie gehört zur Hamburger Prominenz, was den medialen Fokus zusätzlich verstärkt.
Der Prozess wird mindestens bis Oktober andauern. Experten für Familienrecht sehen darin einen Präzedenzfall für grenzüberschreitende Sorgerechtsstreitigkeiten. «Dieser Fall zeigt, wie tief Eltern in ihrer Verzweiflung sinken können», erklärt Familienrechtsexpertin Dr. Anja Müller. Wie weit darf Elternliebe gehen, wenn Gerichtsbeschlüsse und Landesgrenzen im Weg stehen? Diese Frage beschäftigt nicht nur das Gericht, sondern auch die Gesellschaft.