Die Jugend in Breitnau mischt jetzt aktiv in der Kommunalpolitik mit. Am vergangenen Montag hat der Gemeinderat einstimmig die Einrichtung eines Jugendforums beschlossen. Künftig werden acht junge Menschen zwischen 14 und 20 Jahren bei wichtigen Entscheidungen angehört und können eigene Projekte vorschlagen. Eine Umfrage hatte zuvor ergeben, dass sich 73 Prozent der Breitnauer Jugendlichen mehr Mitsprache wünschen.
Die Idee entstand nach einer Bürgerversammlung im Frühjahr, bei der auffiel, dass kaum junge Gesichter anwesend waren. «Wir können nicht über die Zukunft unseres Dorfes entscheiden, ohne die zu beteiligen, die diese Zukunft gestalten werden», erklärte Bürgermeisterin Claudia Winterhalter. Das Jugendforum soll vierteljährlich tagen und erhält ein eigenes Budget von 5.000 Euro jährlich.
Bei meinem Besuch in der örtlichen Gemeinschaftsschule zeigten sich die Schülerinnen und Schüler begeistert. «Endlich werden wir ernst genommen», sagte die 16-jährige Emma Schneider, die sich besonders für mehr Freizeitangebote einsetzen will. Jugendsozialarbeiter Marco Keller unterstützt das Vorhaben: «Die Jugendlichen bringen frische Perspektiven ein, die wir Erwachsenen oft übersehen.»
Experten sehen in dem Breitnauer Modell ein Vorbild für andere Schwarzwaldgemeinden. «Gerade in ländlichen Regionen ist es wichtig, junge Menschen einzubinden, um Abwanderung zu verhindern», betont Professor Helmut Müller von der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Mehr zur kommunalen Jugendbeteiligung beim Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Ich habe in meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin immer wieder beobachtet, wie Gemeinden an den Bedürfnissen ihrer jungen Bevölkerung vorbei planen – und sich später wundern, warum diese abwandert. Die erste Sitzung des Jugendforums ist für Mitte September geplant. Die Frage bleibt: Wird den jungen Menschen wirklich zugehört, oder bleibt es bei symbolischer Politik?