Die Polizei hat gestern Abend eine queere pro-palästinensische Demonstration in Berlin-Neukölln aufgelöst. Etwa 500 Menschen hatten sich versammelt, um gegen das israelische Vorgehen im Gazastreifen zu protestieren. Nach wiederholten Flaschenwürfen auf Einsatzkräfte und mehreren antisemitischen Parolen erklärten die Beamten die Versammlung für beendet. Laut Polizeibericht wurden 64 Personen festgenommen und 69 Strafermittlungsverfahren eingeleitet.
«Es ist unser Recht, als queere Menschen für Palästina einzustehen», sagte eine Teilnehmerin, die anonym bleiben wollte. Die Stimmung kippte jedoch, als einzelne Gruppen begannen, verbotene Parolen zu rufen. Von «From the river to the sea» bis hin zu explizit antisemitischen Äußerungen war alles dabei, was die Polizei als Grenzüberschreitung wertete.
Ich war vor Ort und konnte beobachten, wie die anfänglich friedliche Demonstration zunehmend aggressiver wurde. Besonders auffällig: Viele Teilnehmer verhüllten ihre Gesichter, als die ersten Flaschen flogen. Eine Polizistin wurde leicht verletzt, konnte aber im Dienst bleiben.
«Wir dulden keine Gewalt und keinen Antisemitismus auf unseren Straßen», erklärte Polizeisprecherin Maria Weber. Die Einsatzkräfte setzten Pfefferspray ein, nachdem mehrere Aufforderungen, die verbotenen Parolen zu unterlassen, ignoriert wurden.
Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 haben pro-palästinensische Demonstrationen in Berlin zugenommen. Die gestrige Versammlung war besonders, weil sie explizit von queeren Gruppen organisiert wurde – ein Umstand, der in der Szene für Kontroversen sorgt.
Für das kommende Wochenende sind weitere Demonstrationen angekündigt. Die Berliner Polizei wird erneut mit einem Großaufgebot präsent sein. Der Fall zeigt, wie tief die Gräben in der Stadtgesellschaft mittlerweile sind – und wie schwer es ist, bei diesem Thema einen konstruktiven Dialog zu führen.