Die Wohnung ist ihr Zuhause seit 17 Jahren. Nun sollen Elena Meier und ihre zwei Kinder ausziehen – mitten im Winter und ohne echte Alternative. Der Eigentümer des Mehrfamilienhauses in Dortmund-Hörde will umfassend sanieren. «In drei Wochen sollen wir raus sein», sagt die alleinerziehende Mutter mit zittriger Stimme. Die Kündigung kam per Einschreiben, rechtlich ist alles korrekt. Trotzdem steht eine Familie vor dem Nichts.
Der Fall ist kein Einzelfall in Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben des Mieterschutzbundes stieg die Zahl der Eigenbedarfs- und Sanierungskündigungen im letzten Jahr um 23 Prozent. Besonders hart trifft es Familien mit geringem Einkommen.
«Wir suchen seit Monaten eine neue Wohnung, aber die Mieten sind unbezahlbar geworden», erklärt Elena. Bei Besichtigungen stehen oft 50 Interessenten Schlange. Mit ihrem Teilzeitjob im Einzelhandel und dem Unterhalt für die Kinder bleibt wenig übrig für die gestiegenen Mietpreise.
Bernd Schütz von der Mieterberatung Dortmund kennt solche Situationen zur Genüge: «Der Wohnungsmarkt ist wie leergefegt. Was wir hier erleben, ist die Verdrängung einkommensschwacher Familien aus ihren angestammten Vierteln.»
Ich habe in meiner zwanzigjährigen Berufserfahrung selten erlebt, dass die Verzweiflung so greifbar ist wie bei meinem Besuch in Elenas kleiner Dreizimmerwohnung. Ihre 14-jährige Tochter packt bereits Bücher in Kartons, obwohl sie nicht weiß, wohin die Reise geht.
Die Stadt Dortmund verweist auf Notunterkünfte – keine Lösung für eine Familie, die eigentlich nur ein bezahlbares Zuhause sucht. «Ich will meinen Kindern Stabilität bieten, nicht in einer Unterkunft landen», sagt Elena mit Tränen in den Augen.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf Menschlichkeit. Der Eigentümer könnte zumindest die Frist verlängern. Für Elena und ihre Kinder würde das bedeuten: Zeit gewinnen, um nicht auf der Straße zu landen. Die Frage ist, ob in unserem Wohnungsmarkt noch Platz für Menschen ist, die keinen großen Geldbeutel haben.