Der alte Kohlebahnhof in Dresden-Pieschen erwacht aus seinem Dornröschenschlaf. Nach fast 30 Jahren Leerstand soll das 30.000 Quadratmeter große Gelände zu einem neuen Quartier entwickelt werden. Wo einst Kohlewaggons rangierten, entstehen nun Wohnungen, Büros und Kulturräume. Der Projektentwickler CG Gruppe plant bis 2026 Investitionen von rund 140 Millionen Euro – ein mutiger Schritt in Zeiten steigender Baukosten.
Der historische Kohlebahnhof war seit seiner Schließung 1994 ein vergessener Ort am Rande der Stadt. Jetzt sollen 520 Wohnungen entstehen, darunter auch geförderte Mietwohnungen. «Wir wollen hier kein Luxusviertel schaffen, sondern einen lebendigen Ort für alle Dresdner», erklärt Christoph Gröner, Vorstand der CG Gruppe.
Besonders bemerkenswert: Die alten Industriegebäude bleiben erhalten. Die denkmalgeschützten Hallen sollen zu Kulturzentren und Gemeinschaftsräumen umgebaut werden. Das freut auch die Anwohner. «Endlich passiert hier etwas», sagt Petra Schmidt, die seit 40 Jahren in Pieschen lebt. «Die Brache war immer ein Schandfleck.»
Als ich vor zehn Jahren zum ersten Mal über dieses Gelände berichtete, glaubte kaum jemand an eine Wiederbelebung. Zu kompliziert schienen die Eigentumsverhältnisse, zu groß die Altlasten im Boden. Doch der Wind hat sich gedreht – Industriebrachen werden in Dresden zunehmend als Chance begriffen.
Der Kohlebahnhof könnte zum Vorbild für andere Konversionsprojekte werden. Ob das Projekt in der geplanten Zeit umgesetzt werden kann, hängt allerdings von vielen Faktoren ab. Die ersten Bagger rollen bereits. Und die Menschen in Pieschen fragen sich: Wie wird sich ihr Stadtteil verändern, wenn 1.000 neue Nachbarn einziehen?