In Duisburg fiel gestern Morgen der letzte «Weiße Riese» in sich zusammen. Die 62 Meter hohe Hochhausruine im Stadtteil Hochheide wurde kontrolliert gesprengt. Um 10:30 Uhr lösten Experten die Sprengladungen, und in nur acht Sekunden verwandelte sich das einst markante Gebäude in einen Schutthaufen. Rund 1.700 Anwohner mussten vorübergehend ihre Wohnungen verlassen. Der Abriss markiert das Ende einer Ära für den Duisburger Norden.
Der «Weiße Riese» war Teil einer Wohnanlage aus sechs Hochhäusern, die in den 1970er Jahren als moderne Wohnlösung gebaut wurden. Mit der Zeit entwickelte sich das Viertel jedoch zum sozialen Brennpunkt. «Diese Gebäude waren Symbole einer gescheiterten Stadtplanung«, erklärt Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link vor Ort. Seit 2019 wurden die Hochhäuser nacheinander abgerissen.
Ich war bereits bei der vorletzten Sprengung 2021 dabei und erinnere mich noch gut an die gemischten Gefühle der Anwohner. Viele empfanden Erleichterung, andere Wehmut. Eine ältere Dame erzählte mir damals: «Ich habe dort 30 Jahre gelebt. Es war nicht immer einfach, aber es war mein Zuhause.»
Die Kosten für die gestrige Sprengung belaufen sich auf rund 3,5 Millionen Euro. Auf der frei werdenden Fläche soll in den kommenden Jahren ein grüner Landschaftspark entstehen. «Der Stadtteil atmet auf», berichtet Quartiersmanagerin Tanja Schmidt. «Jetzt beginnt endlich die Zukunft für Hochheide.»
Was bleibt, sind die Erinnerungen und 15.000 Tonnen Schutt, die in den nächsten Monaten abtransportiert werden müssen. Die Duisburger schauen nach vorn – mit der Hoffnung, dass aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wurde.