Der gestrige Queer Pride Berlin 2024 wurde überschattet von einem umstrittenen Polizeieinsatz im Stadtteil Kreuzberg. Was als friedliche Alternative zum kommerziellen CSD gedacht war, endete mit mehreren Festnahmen und einer hitzigen Debatte über Polizeigewalt. Nach Angaben der Veranstalter wurden mindestens 15 Personen in Gewahrsam genommen.
Die Polizei Berlin begründet ihr Einschreiten mit «vereinzelten Verstößen gegen Auflagen» und spricht von «notwendigen Maßnahmen zur Sicherheit aller Teilnehmenden». Doch Augenzeugenberichte zeichnen ein anderes Bild. «Völlig unverhältnismäßig und aggressiv» nennt Teilnehmerin Mara K. das Vorgehen der Beamten. «Wir demonstrierten friedlich für unsere Rechte, als plötzlich mehrere Polizeieinheiten die Demo einkreisten.»
Die Veranstaltung, die sich als politische Alternative zum großen Christopher Street Day versteht, zog etwa 7.500 Menschen an – deutlich mehr als erwartet. Als ich gegen 17 Uhr am Kottbusser Tor eintraf, war die Stimmung bereits angespannt. Solche Szenen erinnern mich an frühere CSD-Demonstrationen in Hamburg, als die Akzeptanz für queere Menschen noch deutlich geringer war.
Der Berliner Queer-Beauftragte Alfonso Pantisano fordert eine umfassende Aufklärung: «Die Vorwürfe müssen ernst genommen werden. Auch 2024 brauchen wir noch sichere Räume für die LGBTIQ+-Community.» Das Bündnis Reclaim Pride Berlin kündigte bereits Proteste für die kommende Woche an.
Die Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf das komplizierte Verhältnis zwischen queerer Community und Polizei – und das ausgerechnet bei einer Veranstaltung, die an die Stonewall-Aufstände von 1969 erinnert, die als Reaktion auf Polizeigewalt begannen. Mehr dazu auf der Webseite des Lesben- und Schwulenverbands.