Die seit Samstagnachmittag gesperrte Bahnstrecke zwischen Dortmund und Hamm ist seit den frühen Morgenstunden wieder freigegeben. Experten des Kampfmittelräumdienstes konnten die amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärfen. Der 250 Kilogramm schwere Blindgänger war bei Bauarbeiten in Kamen-Methler entdeckt worden und hatte weitreichende Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen.
«Die Entschärfung verlief ohne Komplikationen», erklärte Einsatzleiter Michael Weber. «Solche Funde sind in dieser Region leider keine Seltenheit.» Rund 700 Anwohner mussten während der Entschärfung ihre Häuser verlassen. Sie kamen überwiegend bei Verwandten oder in einer Notunterkunft in einer nahegelegenen Schule unter.
Die Deutsche Bahn hatte am Wochenende zahlreiche Fernzüge umleiten müssen. Betroffen waren vor allem Verbindungen zwischen dem Rheinland und Berlin. Für Regionalzüge richtete das Unternehmen einen Ersatzverkehr mit Bussen ein, der jedoch teilweise mit erheblichen Verzögerungen verbunden war.
Pendler aus Kamen berichteten mir von chaotischen Szenen am Samstag. «Erst hieß es eine Stunde Verspätung, dann wurden wir in überfüllte Busse gesteckt», erzählte die 42-jährige Krankenschwester Sabine Müller, die nach ihrer Nachtschicht in Dortmund stundenlang auf dem Heimweg festsaß.
Experten schätzen, dass noch etwa 100.000 Blindgänger im Boden Nordrhein-Westfalens liegen. Allein im Ruhrgebiet wurden im vergangenen Jahr 167 Bomben entschärft. Die Bahn empfiehlt Reisenden, sich vor Fahrtantritt über mögliche Einschränkungen zu informieren. Mehr Informationen zum Thema Bombenfunde und deren Auswirkungen gibt es beim Kampfmittelbeseitigungsdienst NRW.
Die Normalisierung des Bahnverkehrs wird noch einige Stunden dauern. Aber immerhin können die Menschen in Kamen-Methler aufatmen – bis zum nächsten Fund. Denn in dieser von Bombern stark angegriffenen Region bleibt die Vergangenheit im Boden präsent.