In den frühen Morgenstunden, als viele Kiewer noch schliefen, durchbrachen Explosionen die Stille. Der gestrige russische Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt hat mindestens 16 Menschen das Leben gekostet, über 70 wurden verletzt. Unter den Opfern sind auch Kinder. Während ich die Berichte aus dem Kinderkrankenhaus Ochmatdyt verfolge, wird deutlich: Dieser Angriff reiht sich in eine beunruhigende Eskalation der russischen Luftoffensive ein, die zunehmend zivile Infrastruktur ins Visier nimmt.
Die Bilder aus dem beschädigten Krankenhaus zeigen verzweifelte Eltern, die ihre Kinder in Sicherheit bringen, während Ärzte unter schwierigsten Bedingungen arbeiten. «Wir mussten mehrere Notoperationen bei Stromausfall durchführen», berichtet Dr. Natalia Iwanowa, leitende Chirurgin am Kinderkrankenhaus. Die Raketen trafen neben dem Krankenhaus auch Wohngebäude in mehreren Stadtteilen. Nach Angaben des ukrainischen Luftwaffenchefs Mykola Oleschtschuk wurden bei dem koordinierten Angriff verschiedene Waffensysteme eingesetzt, darunter Hyperschallraketen vom Typ Kinschal.
Dieser Angriff erfolgt in einer Phase, in der die Ukraine dringend auf westliche Luftabwehrsysteme angewiesen ist. Der ukrainische Präsident Selenskyj betonte: «Jedes verzögerte Luftabwehrsystem bedeutet mehr Leben, die nicht gerettet werden können.» Die WHO verzeichnet seit Kriegsbeginn über 1.800 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine – ein klarer Verstoß gegen die Genfer Konventionen.
Die internationale Reaktion fällt erwartungsgemäß scharf aus. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff auf das Kinderkrankenhaus als «abscheulich». Doch für die Menschen in Kiew sind solche Erklärungen nur schwacher Trost. Wie lange werden sie noch unter ständiger Bedrohung leben müssen? Die Widerstandsfähigkeit der Ukrainer ist bemerkenswert, aber der Preis des Krieges steigt mit jedem Tag. Die Tragödie von Kiew mahnt uns erneut: Hinter jeder Statistik stehen menschliche Schicksale, und der wahre Maßstab dieses Konflikts ist nicht in geopolitischen Verschiebungen, sondern in zerstörten Leben zu messen.