Als gestern Abend an der Polizeiwache nahe des Marienplatzes das Telefon klingelte, ahnte der diensthabende Beamte nicht, dass er bald einen ungewöhnlichen Gast empfangen würde. Ein aufmerksamer Münchner hatte einen herrenlosen Hund in der Fußgängerzone entdeckt. Der kleine Mischling, etwa kniehoch und mit auffällig buschigem Schwanz, trottete verloren zwischen den Geschäften umher. Laut Polizeistatistik werden in München jährlich über 500 Haustiere als vermisst gemeldet.
Der freundliche Vierbeiner wurde zunächst auf die Wache gebracht. «Er war extrem zutraulich und gut gepflegt, definitiv kein Streuner», berichtet Polizeiobermeister Thomas Kranz. Der Hund trug glücklicherweise eine Marke mit Telefonnummer. Nach einem kurzen Anruf war klar: Seine Besitzerin, eine ältere Dame aus Schwabing, hatte ihn beim Einkaufen aus den Augen verloren und suchte verzweifelt.
Fast zeitgleich musste die Münchner Feuerwehr in Haidhausen ausrücken. Eine Familie hatte ihren Hamster «Flecki» hinter einer Küchenzeile verloren. Das Nagetier war durch eine kleine Öffnung gekrochen und steckte fest. «Wir haben schon Katzen von Bäumen geholt, aber Hamster-Rettungen sind selten», schmunzelt Feuerwehrmann Michael Weber. Mit speziellen Werkzeugen musste ein Teil der Küchenzeile demontiert werden.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich oft erlebt, wie viel Einsatz Münchner Einsatzkräfte auch für die kleinsten Mitbewohner zeigen. Die Feuerwehr rückt jährlich zu etwa 80 Tierrettungen aus – von Enten im Eisbach bis zu Eichhörnchen in Schornsteinen.
Beide Geschichten gingen gestern gut aus: Der Hund konnte seiner überglücklichen Besitzerin übergeben werden, und auch Hamster Flecki ist wohlauf. Solche Einsätze zeigen, dass in unserer oft hektischen Großstadt noch Platz für Mitgefühl ist. Oder wie Feuerwehrmann Weber es ausdrückt: «Auch kleine Leben zählen.»