Die Ostseestadt Eckernförde erlebt dieser Tage einen besonderen Moment der Solidarität. 25 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine verbringen hier eine Woche Ferien, fernab vom Kriegsalltag in ihrer Heimat. Die Gruppe stammt aus einem Waisenhaus nahe Kiew und wird von fünf Betreuungspersonen begleitet. Für viele ist es die erste Reise ins Ausland – und der erste unbeschwerte Moment seit Kriegsbeginn vor über zwei Jahren.
«Die Kinder tauen regelrecht auf», berichtet Olena Petrowa, eine der Betreuerinnen. «Zu Hause leben sie im ständigen Ausnahmezustand, mit Luftalarm und Stromausfällen. Hier können sie einfach Kind sein.» Die Beobachtung deckt sich mit meinen Eindrücken vor Ort: Beim Strandspaziergang rennen die Kinder ausgelassen zum Wasser, lachen, sammeln Muscheln – ganz normale Ferienaktivitäten, die zu Hause undenkbar geworden sind.
Die Initiative geht auf den Verein «Hoffnung für die Ukraine» zurück, der von engagierten Bürgern aus Eckernförde gegründet wurde. «Wir wollten konkret helfen, nicht nur Geld überweisen», erklärt Vereinsvorstand Michael Schmidt. Die Unterbringung erfolgt in einer Jugendherberge, finanziert durch Spenden und ehrenamtliches Engagement.
Das Programm ist vielseitig: Neben Strandbesuchen stehen Ausflüge zum Marine-Ehrenmal in Laboe und ins Ostsee Info-Center auf dem Plan. Beeindruckt zeigen sich die Kinder vom deutschen Alltag. «Es gibt keinen Krieg, keine Sirenen, immer Strom», staunt die 14-jährige Sofiia.
Für die Gastgeber ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Die Hamburgerin Karin Weber, die als Dolmetscherin hilft, kennt beide Welten: «In der Ukraine leiden die Menschen täglich, hier in Deutschland ist der Krieg medial in den Hintergrund gerückt. Diese Begegnungen halten das Bewusstsein wach.»
Nach einer Woche geht es zurück in die Ukraine. Doch die Erfahrungen und Freundschaften bleiben. «Wir nehmen ein Stück Normalität mit», sagt Betreuerin Olena. Und vielleicht ist genau das die wertvollste Hilfe: Kindern für kurze Zeit ihre Kindheit zurückzugeben, während die Erwachsenen über die Zukunft entscheiden.