In Dresden wurden gestern Abend rund 17.000 Menschen evakuiert, nachdem Bauarbeiter eine 250-Kilogramm-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt hatten. Der Blindgänger lag in der Nähe des Uniklinikums, was die Räumung besonders komplex machte. Nach Angaben der Stadtverwaltung mussten 20 Pflegebedürftige und bettlägerige Patienten unter medizinischer Aufsicht transportiert werden.
Als ich am Sperrkreis stand, beobachtete ich, wie Anwohner mit gepackten Taschen ihre Häuser verließen. Viele wirkten gelassen – «sowas haben wir hier schon öfter erlebt», sagte mir eine ältere Dame aus der Südvorstadt. Die Stadt richtete Notunterkünfte in zwei Schulen ein, wo etwa 80 Menschen die Nacht verbrachten.
Der Kampfmittelräumdienst begann um 22 Uhr mit der Entschärfung. «Die Bombe hatte zwei Zünder, von denen einer stark beschädigt war», erklärte Sprengmeister Steffen Luge. «Das erhöhte die Gefahr einer ungewollten Detonation erheblich.» Nach drei Stunden konzentrierter Arbeit konnte der Blindgänger sicher entschärft werden.
Die Einsatzkräfte arbeiteten wie ein Uhrwerk zusammen – Feuerwehr, Polizei und über 200 Helfer vom THW und Sanitätsdiensten. Wie mir ein Feuerwehrsprecher mitteilte, verlief die Evakuierung trotz der Größe weitgehend reibungslos.
Gegen 1:30 Uhr durften die ersten Anwohner zurück in ihre Wohnungen. Für Dresden keine Seltenheit – seit 2015 wurden hier über 20 Weltkriegsbomben gefunden. Erschreckend: Experten schätzen, dass noch immer etwa 3.000 Tonnen Munition im Dresdner Stadtgebiet im Boden liegen könnten.
Die Nacht erinnert uns daran, wie der Zweite Weltkrieg bis heute nachwirkt. Während die meisten Dresdner schon wieder in ihren Betten schlafen, tauchen draußen im Morgengrauen die Umrisse einer Stadt auf, die ihre Vergangenheit noch immer nicht ganz bewältigt hat.