Als ich gestern vor dem abgesperrten Gebäude der IGS Süd in Frankfurt stand, spiegelte sich in den Gesichtern der Eltern und Schüler die Ungewissheit wider. Die 700 Kinder und Jugendlichen müssen nun in ein Ausweichquartier nach Sachsenhausen umziehen. Der Grund: Ein statisches Gutachten hatte erhebliche Mängel am Schulgebäude festgestellt. Die Stadt reagierte sofort mit einer Komplettsperrung des Hauptgebäudes.
«Es geht um die Sicherheit unserer Kinder, da darf man kein Risiko eingehen», sagt Schulleiterin Sabine Lenz. Die Entscheidung kam für die Schulgemeinschaft überraschend, obwohl Probleme mit dem in die Jahre gekommenen Gebäude bekannt waren. Nach über 50 Jahren hat der Zahn der Zeit deutliche Spuren hinterlassen. Besonders die Träger im Dachgeschoss bereiten den Experten Sorgen.
Die Schulleitung hat schnell reagiert. «Wir informieren täglich über unsere Homepage und haben eine Telefonhotline für besorgte Eltern eingerichtet», erklärt Lenz. Der Umzug in die ehemalige Carl-Schurz-Schule soll bereits in den nächsten Tagen stattfinden. Für die Schulgemeinschaft bedeutet das eine logistische Herausforderung. Die meisten Lehrmaterialien sind noch im gesperrten Gebäude.
In meinen zwanzig Jahren als Bildungsreporterin habe ich viele Schulumzüge begleitet, aber selten wurde eine so große Schule in solcher Eile verlegt. Die Eltern reagieren mit gemischten Gefühlen. «Natürlich ist es gut, dass man auf Nummer sicher geht», sagt Mutter Claudia Berger, «aber die längeren Schulwege bereiten vielen Familien Kopfzerbrechen.»
Wie lange die Schüler im Ausweichquartier bleiben müssen, ist noch unklar. Die Stadt spricht von «mittelfristiger Nutzung». Für die Schülerschaft bedeutet dies vor allem eins: Flexibilität zeigen und zusammenhalten. Eine Situation, die bei allen Schwierigkeiten auch eine wichtige Lebenserfahrung sein kann. Was bleibt, ist die Frage: Wann werden Schulgebäude eigentlich rechtzeitig saniert, nicht erst, wenn’s zu spät ist?