Der digitale Alltag verlangt uns mittlerweile einiges ab. Fast täglich berichten mir Freunde und Bekannte von verdächtigen Nachrichten auf WhatsApp. Was vor fünf Jahren noch ein Randphänomen war, ist heute Massenware: Laut Bundeskriminalamt haben sich die gemeldeten WhatsApp-Betrugsversuche im letzten Jahr mehr als verdoppelt – ein beunruhigender Trend, der uns alle betrifft.
Die Masche ist dabei erschreckend clever. Aktuell setzen Betrüger verstärkt auf emotionale Manipulation: «Hallo Mama, mein Handy ist kaputt, das ist meine neue Nummer» – so oder ähnlich beginnen die Nachrichten, die vermeintlich von den eigenen Kindern stammen. Die Kriminellen bauen geschickt Zeitdruck auf und fordern dann eine dringende Überweisung. «Die Täter nutzen gezielt unsere Hilfsbereitschaft aus», erklärt Thomas Müller vom Verbraucherschutz Bayern. «Sie kennen unsere Schwachstellen und wissen, dass viele Menschen reflexartig helfen wollen.»
Besonders perfide: Die neueste Variante kombiniert WhatsApp-Nachrichten mit gefälschten Anrufen. Erst kommt die Textnachricht, dann folgt ein vermeintlicher Videoanruf, bei dem jedoch nur ein Standbild zu sehen ist – angeblich wegen «schlechter Verbindung». So wird die Täuschung perfektioniert. Was viele nicht wissen: Mit nur wenigen gestohlenen Daten können die Betrüger komplette digitale Identitäten übernehmen.
Der beste Schutz bleibt gesunde Skepsis. Bei ungewöhnlichen Anfragen immer über die bekannte Nummer zurückrufen – nicht über die neue. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung in WhatsApp aktivieren und niemals Verifizierungscodes weitergeben. Ich habe mir angewöhnt, bei jeder unerwarteten Nachricht eine Art «Sicherheitsfrage» zu stellen, die nur die echte Person beantworten kann.
Die Digitalisierung hat unsere Kommunikation revolutioniert, aber sie erfordert auch ein neues Sicherheitsbewusstsein. Werden wir in einer Welt, in der digitale Identitäten zunehmend verschwimmen, überhaupt noch zwischen echt und gefälscht unterscheiden können? Die Antwort liegt wohl in einer Mischung aus technischen Schutzmaßnahmen und dem Vertrauen auf unser menschliches Bauchgefühl.