Sieben Radfahrer haben in diesem Jahr bereits auf Hamburgs Straßen ihr Leben verloren – so viele wie im gesamten Vorjahr. Die jüngste Opfer: eine 38-jährige Mutter und ein 64-jähriger Mann, beide innerhalb von nur 24 Stunden tödlich verunglückt. Was macht Hamburgs Straßen für Radfahrer so gefährlich?
Besonders erschreckend: Bei sechs der sieben tödlichen Unfälle waren Lkw beteiligt. Der sogenannte «tote Winkel» wird immer wieder zur tödlichen Falle. «Es ist eine Tragödie, dass wir immer wieder die gleichen Unfallmuster sehen», sagt Dirk Lau vom ADFC Hamburg. Beim Rechtsabbiegen übersehen Lkw-Fahrer die geradeaus fahrenden Radler häufig – trotz verpflichtender Abbiegeassistenten für neue Fahrzeuge.
Bei meinen Recherchen vor Ort an der Kreuzung Osterstraße/Bismarckstraße, wo die 38-jährige Mutter starb, wird deutlich: Die Verkehrsführung ist unübersichtlich. Radfahrer müssen sich den schmalen Raum mit parkenden Autos teilen, während tonnenschwere Lastwagen dicht vorbeifahren.
Die Stadt reagiert mit einem Sofortprogramm. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) kündigte an, kritische Kreuzungen zu überprüfen und umzubauen. «Jeder tödliche Unfall ist einer zu viel», betont er. Doch Kritiker wie die Initiative «Radentscheid Hamburg» fordern schnelleres Handeln. «Wir können nicht jahrelang auf Umbauten warten, während Menschen sterben», sagt Sprecherin Katharina Meier.
Die Häufung der Unfälle wirft Fragen auf: Reichen die bisherigen Maßnahmen aus? Was kann jeder Einzelne tun? Für Hamburgs Radfahrer bleibt die bittere Erkenntnis: Auf den Straßen der Stadt fehlt es weiterhin an Sicherheit – trotz aller Bekenntnisse zur Fahrradstadt Hamburg.