Die Debatte um Tempo-30-Zonen in Berlin nimmt neue Fahrt auf. Der schwarz-rote Senat will kommende Woche die Aufhebung zahlreicher Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Hauptstraßen beschließen. Betroffen sind rund 30 Straßenabschnitte, wo künftig wieder Tempo 50 gelten soll. Die Änderung betrifft vor allem Strecken, die ursprünglich zum Lärmschutz oder zur Luftreinhaltung verkehrsberuhigt wurden.
Als ich gestern durch Charlottenburg fuhr, konnte ich die Schilder bereits sehen – provisorisch verhängt, warten sie nur auf ihren Einsatz. Seit Jahren beobachte ich in Berlin den Kampf zwischen Verkehrssicherheit und Mobilitätsinteressen. «Wir korrigieren ideologische Entscheidungen der Vorgängerregierung», erklärte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) bei einer Pressekonferenz. Die Maßnahme sei Teil des Mobilitätspakets, das «den Verkehrsfluss in der Hauptstadt verbessern soll.»
Kritik kommt erwartungsgemäß von Umweltverbänden und der Opposition. «Die Aufhebung gefährdet die Verkehrssicherheit und widerspricht den Klimazielen der Stadt», so Clara Müller vom BUND Berlin. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes reduzieren Tempo-30-Zonen Unfälle mit Personenschäden um bis zu 30 Prozent.
Interessant ist die Wende in Berlins Verkehrspolitik im bundesweiten Kontext: Während andere Großstädte wie München oder Hamburg Tempo-30-Zonen ausweiten, geht Berlin nun den entgegengesetzten Weg. Die Frage bleibt: Welchen Preis zahlen wir für schnelleres Vorankommen? Mehr dazu beim Berliner Verkehrssenat.